Die Grüne Woche gilt als Epizentrum für Agrar- und Food-Neuheiten. So präsentierten auf den Start-up Days eine ganze Bandbreiter verschiedener Gründer ihren Ideen. Von KI-Assistenten für das Büro, einem „Bodenpapst“, Gemüserobotern und Fleischersatz: top agrar stellt hier einen für Landwirte besonders spannenden Auszug der Start-ups vor.

Eindrücke der Start-up Days auf der Grünen Woche 2025

Karevo ermöglicht Automatisierung auch kleinen Betrieben

Kartoffeln manuell zu sortieren dauert lang und ist anstrengend. Das Start-up Karevo präsentiert besonders für kleinere Betriebe zwischen fünf und 50 ha ein automatisches Kartoffelsortiersystem, das auf bestehende Sortieranlagen nachgerüstet werden kann.

Die darin integrierte Bilderkennungs-KI erkennt Fäulnis, Grünfärbung, Schäden durch den Drahtwurm, mechanische Verletzungen, Größe und Form und liest die Knollen pneumatisch aus. Ein Nebeneffekt ist, dass das System aus der sortierten Ware Informationen und Managementempfehlungen ableitet: Was könnte den Anbau auf der Fläche verbessern? Welche Sorten würden sich besser eignen? In diesem Herbst soll das System für einen Preis ab 45.000 € auf den Markt kommen.

Der digitale Berater von AGAi

Das Start-up AGAi (Agricultural AI Solutions) aus Wien will Wissen über den eigenen Acker kompakt und auf den Punkt an den Landwirt bringen. Analysen zum Bodentyp, Anbaumethoden, Nährstoffen  und Ernteprognosen koppelt die KI mir neuen Forschungsergebnissen. Das soll die Effizienz am Standort erheblich steigern können – etwa wie ein Berater, der auf KI-basiert. Jüngst führte AGAi seine Wissensplattform „Frag den Bodenpapst“ auf den Markt. Der Bodenpapst kann gesprochene Sprache verstehen und liefert Antworten mit Quellenangabe. Aktuell fokussieren sich die Entwickler auf Österreich und Bayern, damit sie den direktem Kontakt mit dem Nutzer pflegen können. Eine  Skalierung auf andere Bundesländer sei geplant.

AI.Land: Mit dem DaVegi von der Aussaat bis zur fertigen Kiste

Das Team von AI.Land aus Krefeld am Niederrhein hat einen autonomen Feldroboter entwickelt. Der DaVegi kann Gemüse in Mischkultur pflanzen, pflegen, ernten und packt die Feldfrüchte schließlich selbstständig in Gemüsekisten. Das Start-up befindet sich aktuell in der Entwicklungsphase und strebt die Markteinführung in rund zwei Jahren an. Die potenzielle Zielgruppe liegt bei Direktvermarktern, die den DaVegi für voraussichtlich 150.000 € kaufen können. Nach einem Jahr soll er sich amortisiert haben.

Der Grüner Josef Franko beschreibt gegenüber top agrar, wie er sich den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Landwirtschaft vorstellt: Start-up Gründer Josef Franko über die Integration von Künstlicher Intelligenz in die Landwirtschaft

Der digitale Co-Pilot von Tunen Agronomy

Tunen Agronomy will Landwirte mit einem KI-gestützten digitalen Co-Piloten den Arbeitsalltag erleichtern. Von der digitalen Dokumentation der Arbeit bis zum Büromanagement ist der Co-Pilot per Sprache, Chat oder Bilderkennung immer auf dem Handy dabei. Die KI lernt Abläufe, Betriebsprozesse und die Bedürfnisse der Nutzer und kann so für jeden Betrieb eine individuelle Entscheidungshilfe bieten.

Flüssiges Mehl: Value Grain holt den Sieg auf der Grünen Woche

Flüssiges Mehl? Und das aus Bierresten? ValueGrain wandelt die Nebenströme von Brauereien in Proteine um und verwertet so den ungenutzten Rohstoff „Biertreber“. Diese entstehen als Nebenprodukte beim Bierbrauen und werden vom Start-up zu einem Flüssigmehl verarbeitet. Für eine eigene Pizza hat ValueGrain bereits mit Dr.Oetker kooperiert, wobei 50 % des Weizenmehls durch das Flüssigmehl ersetzt wurde. Das Produkt soll auch als Ressource in Fleischersatzprodukten einsetzbar sein. Die Idee konnte die Jury auf der Grünen Woche überzeugen - ValueGrain holten den Sieg.

Fleischersatz aus Pilzen und Leguminosen: Esencia Foods

Das Biotech-Start-up stellt veganes Fleisch und veganen Fisch aus Pilzen her – genauer gesagt aus den Mycelien, den Pilzwurzeln, die an Leguminosen herangezüchtet werden. Der Herstellungsprozess des Fleischersatzes soll weniger als 1 € pro kg kosten und knapp zwei Tage dauern. Das Start-up fällt nicht unter die Novel-Foods Verordnung der EU und weist damit einen Wettbewerbsvorteil gegenüber vielen Fleischersatzherstellern auf. Auf dem Markt wollen die Gründer ihr Produkt schließlich 25 % günstiger anbieten, als tierisches Fleisch.

Greenhub Solutions fokussiert sich auf den Indooranbau

Auf dem heiß umkämpften Markt der Vertical Farming-Systeme will sich das Start-up Greenhub einen Namen machen. Mit einer Software, die in Indoor Farmen genau errechnet, welche Kultur welchen Bedarf hat, soll der Anbau von Erdbeeren, Tomaten und Kräutern optimiert werden.

Die Zielgruppe von Greenhub Solutions sind zurzeit Forschungseinrichtungen von Universitäten, Düngemittelherstellern und Samenzüchtern und der Fokus liegt vermehrt auf dem Markt in Südeuropa, wo das Wasser knapp ist, oder Skandinavien, wo die Sonne der limitierende Faktor ist.