Der Erfurter Florian Funkel vermarktet in seinem Hofladen Fisch- und Feinkostprodukte. Neben Matjessalaten, Kaviar und Wild aus der Region wird der Fischzüchter bald eine weitere Spezialität anbieten. Denn Funkel nutzt die Vertical Farming-Systeme des Herstellers Pflanzentheke für die hochpreisige Brunnenkresse – und bestellte nach dem ersten Testjahr direkt 19 weitere Anlagen nach.
Erfurter sieht Potenzial für wertvolle Nischen
Die Pflanzentheke GmbH ist ein 2022 gegründetes Unternehmen aus Lorsch in Südhessen. Die vier Gründer Michael Müller, Julia Dubowy, Lasse Olliges und Leon Welker verkaufen ihre Vertical Farming-Regale bundesweit an Landwirte, Gartenbauer und Direktvermarkter. Wie eine Familie ihr Sortiment mit zwei Theken erweitert und Salate dort anbaut, lesen Sie in unserer aktuellen Reportage über den Hof Vrochte:
Florian Funkel sieht das Potenzial eher in der Nische. „Mit einem Kilopreis von 45 € amortisiert sich die Investition schneller“, sagt er. „Die Nachfrage ist zurzeit sehr viel höher als das Angebot.“
Denn die Brunnenkresse gilt als sehr gesund und hat in Erfurt eine lange Tradition, in Suppe, rein als Salat oder etwa als scharfes Gewürz im Kartoffelsalat. Einheimische kaufen sie als Gastgeschenke, Touristen als Mitbringsel. Wegen der mühsamen Ernte auf Knien per Hand wird der klassische Anbau kaum noch praktiziert. Über zehn Jahre lang suchten Funkel und sein Geschäftspartner Holger Kämmer einen Gärtner, der ihn beliefern könnte – jetzt machen sie es eben selbst. Natürlich wächst die Wasserpflanze in kühlen, klaren Gewässern. „Weil sie nasse Füße braucht, passt sie wie angegossen in das hydroponische System“, erklärt Funkel.
Hydroponik: Pflanzenwurzeln werden über Nährlösung versorgt
In der hydroponischen Anlage der Pflanzentheke wachsen die Kressepflanzen ohne Erde in einer mit Nährstoffen angereicherten Wasserlösung. Das Wasser zirkuliert im System und muss etwa alle drei bis vier Monate erneuert werden.
Die Steuerungstechnik sitzt in einem Schaltschrank direkt an der Anlage. Hier misst und reguliert das System automatisch den pH-Wert sowie die elektrische Leitfähigkeit der Nährlösung. Alternativ lassen sich beide Werte über Pfeiltasten manuell anpassen.
Im Juli 2024 startete Funkel mit der ersten Charge. Nachdem er die Samen der Brunnenkresse auf einem Fluttisch aufgezogen hatte, setzte er die Jungpflanzen in einen der 196 freien Plätze des Regals. „Vom Samen bis zur erntereifen Kresse dauerte es sechs Wochen“ erklärt der Erfurter. Danach verarbeitete er sie weiter oder verkaufte sie als 50 Gramm Packungen.
Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“
Gemeinsam mit dem Hersteller wollen Florian Funkel und Holger Kämmer den Anbau weiter optimieren. Und das Potenzial scheint noch nicht ausgeschöpft. Denn weil die Brunnenkresse eine immergrüne Pflanze ist, könnte sie auch ganzjährig kultiviert werden. Das Ziel ist es jedoch erst einmal, den eigenen Bedarf zu decken, nicht mehr abhängig von Zulieferern zu sein und rückenfreundlich Ernten zu können. Funkel will die leicht verstaubte Brunnenkresse mit modernen Mitteln wieder bekannter machen. Er zitiert Friedrich Schiller: „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“