In einem Acht-Punkte-Papier fordern Experten von der Politik eine entschlossene Förderung der Bioökonomie, um Deutschland als Wirtschaftsstandort zu stärken.
Die Bioökonomie stellt die Kreislaufwirtschaft in den Vordergrund, in der Abfall-, Neben- und Reststoffe als Ressourcen auf verschiedenen Wegen weiter genutzt werden. So soll die Industrie Verpackungen, Chemikalien und medizinische Produkte nachhaltig herstellen können und fossile Rohstoffe ersetzen, lautet es in einer Pressemitteilung der an der Initiative beteiligten Universität Hohenheim. Mehr dazu lesen Sie auf unserer Themenseite Bioökonomie.
Bioökonomie als Treiber einer klimaneutralen Wirtschaft
Die neu ins Leben gerufene Initiative Zukunftsorientierte Bioökonomie veröffentlichte dazu nun ein Positionspapier. Die acht Kernforderungen der Initiative lauten:
1. Mit Bioökonomie die Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz steigern
Die Wissenschaftler sehen die Bioökonomie nicht nur als Grundlage, sondern sogar als Treiber für eine klimaneutrale deutsche Wirtschaft. Eine große Rolle spielt dabei auch die Unabhängigkeit von anderen Ländern und die dadurch entstehenden robusteren Lieferketten. Deutschland wird zurzeit noch eine Vorreiterrolle in der Bioökonomie zugeschrieben. Damit das so bleibt und die internationale Wettbewerbsfähigkeit gegeben ist, fordern die Experten „eine klare politische Weichenstellung“.
2. Voraussetzungen für bioökonomische Innovationen verbessern
Viele Start-ups und Forschungsgruppen entwickeln bereits wegweisende bioökonomische Lösungen – etwa biobasierte Verpackungen, nachhaltige Baustoffe oder alternative Proteinquellen. Um diese schneller an den Markt zu bringen, fordert die Initiative unter anderem eine stärkere Förderung von Forschung und Innovationen. Konkret heißt das: verbesserte Finanzierungsmöglichkeiten und der Abbau rechtlicher Hürden.
3. Faire Marktbedingungen schaffen
Bioökonomische Alternativen werden im Vergleich zu konventionellen Produkten oft benachteiligt – sei es durch ungeeignete Produktstandards wie im Bau- oder im Lebensmittelbereich, aufwendige Zulassungsverfahren wie bei der Verwendung und dem Recycling von biobasierten Stoffen oder mangelnde Förderstrukturen. So lautet es in der Pressemitteilung. Diese bestehenden Nachteile sollen abgebaut werden.
4. Die Landwirtschaft mit einbeziehen
Damit Landwirtinnen und Landwirte weltweit ihr Einkommen und die Lebensmittelversorgung sichern können, brauche es eine starke Bioökonomie. So fördern neue Pflanzensorten, die widerstandsfähiger gegenüber Hitze, Wassermangel oder Krankheitsbefall sind, eine nachhaltigere Landwirtschaft.
5. Natur-inspirierte Lösungen nutzen
Die Natur dient als großes Vorbild für die Bioökonomie. Für die Landwirtschaft bedeutet das der vermehrte Einsatz von biologischem Pflanzenschutz und regenerativer Landwirtschaft. So soll die Bodenfruchtbarkeit erhalten bleiben. Der Appell an die Politiker: mehr Forschung zu natur-inspirierten Lösungen.
6. Kreislaufwirtschaft umsetzen
Die Kreislaufwirtschaft bildet den Kern der Bioökonomie. Abfälle gibt es nicht - sie werden wieder aufbereitet und sind die Rohstoffe für neue Produkte. Alle Stoffströme gilt es im besten Fall zu schließen. „Die Bioökonomie fördert eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft, indem biogene und auch nicht biogene Abfälle und Reststoffe in hochwertige Materialien, wie beispielsweise Bioplastik, Chemikalien oder Düngemittel umwandelt werden. Aus einer linearen wird damit eine zirkuläre und nachhaltige Wirtschaft“, erklärt der Dr. Markus Wolperdinger vom Fraunhofer Institut IGB, das ebenfalls an dem Forderungsschreiben beteiligt ist.
7. Lokale und regionale Initiativen zur Bioökonomie fördern
Regionale Bioökonomieprojekte sollen als Vorbilder dienen und durch Vernetzung gestärkt werden – ganz nach dem Motto „global denken und lokal handeln“. Hierfür, fordert die Initiative, müssten partizipative Initiativen und deren Vernetzung gefördert werden. So könnten bioökonomische Lösungen vor Ort gestärkt und in der Gesellschaft verankert werden.
8. Die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft über Generationen vorbereiten
Zusätzlich fordern die Experten eine intensive Förderung von Bildung, um zukünftige Fachkräfte zu gewinnen. Ein Mix aus wirtschaftlichen und naturwissenschaftlichen Kenntnissen ist nötig, der bereits in den Schulen und Hochschulen gelehrt werden soll.
„Die Bioökonomie ist ein wichtiger Schlüssel, um unsere Wirtschaft zukunftsfähig und nachhaltig zu gestalten. Deutschland muss jetzt handeln, um seine internationale Führungsrolle zu behaupten und die Weichen für kommende Generationen zu stellen“, so Prof. Dr. Iris Lewandowski von der Universität Hohenheim in Stuttgart und Prof. Dr.-Ing. Daniela Thrän vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig. Die Botschaft der beiden Initiatorinnen ist also klar: Wer die Bioökonomie stärkt, stärkt den Wirtschaftsstandort Deutschland. Das gesamte Positionspapier ist hier abrufbar: https://bioeconomy-science-hub.uni-hohenheim.de/