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topplus Drei-Parteien-Vertrag

Die faire Milch kooperiert mit Penny

Penny, die FairFood eG und „Die faire Milch“ haben einen sogenannten Drei-Parteien-Vertrag geschlossen. Die Beteiligten erklären im Interview, was sie sich davon versprechen.

Lesezeit: 5 Minuten

Philipp Stiehler, Geschäftsführer der Rewe Group Buying und Michael Braun, Geschäftsführer der Vermarktungsgesellschaft Die faire Milch erklären im Interview, was es mit dem Drei-Parteien-Vertrag auf sich hat.

Schnell gelesen

  • Die faire Milch steht seit Ende Oktober bundesweit bei Penny im Regal.

  • Den Milchpreis und die Lieferverträge verhandeln auch Milcherzeuger direkt mit dem Einzelhändler.

  • Grundlage der Preisfindung ist der „Milch Marker Index“, den quartalsweise das MEG Milch Board veröffentlicht.

  • Die Milch kommt von der Molkerei Naarmann. Es profitieren aber alle Mitglieder der Genossenschaft FairFood.

Der Discounter Penny hat eine neue, faire Milch ins Regal gebracht. Was hat es damit auf sich?

Braun: Es sitzen alle Parteien an einem Tisch: Handel, Milchvermarkter und auch Landwirte. Das sind Penny, die Vermarktungsgesellschaft von Die faire Milch (DFM) und die Genossenschaft FairFood als landwirtschaftlicher Part. Darin sind die Landwirte Mitglied, die am Programm Die faire Milch teilnehmen. Eine weitere Besonderheit ist, dass alle drei Parteien volles Mitspracherecht bei der Vertrags­gestaltung ­haben. Im Ergebnis betrifft das auch den Milchauszahlungspreis.

Bisher hat sich der Handel nie in die Karten schauen lassen. Woher kommt der Sinneswandel, sich mit den ­Erzeugern an einen Tisch zu setzen?

Stiehler: Transparenz und Fairness in der Lieferkette sollen zukünftig noch wichtiger werden. Wir sind überzeugt, dass das Konzept gut zu Penny passt.

Braun: Wir haben uns sehr gefreut, als Penny im vergangenen Jahr auf uns zukam. Zusammen haben wir überlegt, wie ein gemeinsames Konzept aussehen kann. Nun stehen seit Ende Oktober bundesweit gemeinschaftlich designte Milchpackungen in den Märkten für aktuell 1,19 €.

Wie passen die Absprachen zum ­geltenden Kartellrecht?

Stiehler: Wir treffen keine Preisabsprachen, sondern verhandeln entlang der Lieferkette ausschließlich Einkaufspreise, wie es zwischen Käufer und Verkäufer üblich ist. Das entspricht den kartellrechtlichen Vorgaben.

Braun: Wir kalkulieren den Preis auf Basis des Milch Marker Index (MMI), vom MEG Milch Board (siehe Kasten), der die Vollkosten der Milcherzeugung darstellt. Entwickelt sich der Markt so, dass die Milchpreise den MMI überschreiten, verhandeln wir nach.

Ist auch ein Unternehmergewinn für die Milchkuhbetriebe einkalkuliert?

Braun: Wir greifen auf die Zahlen des Instituts der Agrarsoziologie zurück. Dort berechnet sich der Wert der ­Arbeit anhand der tariflichen Vereinbarung für selbstständige Milcherzeuger und deren mitarbeitende Familienangehörige. Die Richtwerte sind im MMI einkalkuliert.

Wie oft verhandeln Sie den Preis neu?

Stiehler: Das hängt von den Marktbedingungen ab. Wenn die Märkte ruhig sind und es keinen Bedarf gibt, setzen wir uns nicht zusammen. Ist viel los, werden wir uns möglicherweise sogar monatlich austauschen.

Wie genau fließt das Geld?

Braun: Wir beziehen die Milch von der Molkerei Naarmann. Die zahlt ihren Lieferanten ihren Grundpreis ­inklusive der üblichen Zu- oder Abschläge. Penny zahlt mindestens den MMI an die DFM. Die Differenz ­zwischen dem MMI und dem Molkerei-Auszahlungspreis schüttet die DFM an die Fair Food eG aus. Diese verteilt das Geld an die Programmteilnehmer.

Das bedeutet, nur Naarmann-Lieferanten profitieren von dem Konzept?

Braun: Nein. Die faire Milch ist ein Mehrwertprogramm ohne direkte Lieferanten und ohne Milcherfassung. Die FairFood-Mitglieder, die ihre Milch an unterschiedliche Molkereien liefern, profitieren alle von der Kooperation.

Welche Auflagen müssen Landwirte erfüllen?

Welche Auflagen müssen FairFood-Mitglieder erfüllen, die Mitglied in der FairFood eG sind oder es werden wollen?

Braun: Sie verpflichten sich unter anderem zu einer gentechnikfreien Fütterung und einem Tierwohl- oder Umweltprojekt nach Wahl. Verpflichtend ist außerdem eine Finanzeinlage von mindestens 500 € sowie die Mitgliedschaft im Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM). Arbeitseinsätze von drei Mal drei Stunden für die Öffentlichkeitsarbeit für Die faire Milch sind ebenfalls Pflicht.

Wie viele Milcherzeuger sind aktuell Mitglied in der Fair Food eG und ­welche Menge ­vermarktet Penny?

Braun: Aktuell nehmen 100 Landwirte am Faire Milch-Programm teil. Zu Mengen machen wir aus Wettbewerbsgründen keine Angaben.

Stiehler: Wir können aber sagen, dass wir bundesweit in 2.130 Penny-Märkten gestartet sind und dass dort jeweils mehr als ein Karton der neuen Milchpackung im Regal steht.

Was kostet es im Supermarkt?

Wie ist der Verkauf angelaufen?

Stiehler: Die ersten Verkaufszahlen stimmen uns positiv. Und das ohne Werbeaktionen. Wenn die Distribution vollends steht, werden wir über Handzettel verstärkt in die Werbung gehen.

Braun: Auch wir haben im kommenden Jahr Aktionen in den Märkten ­geplant. Unsere Landwirte werden vor Ort sein, um mit Kunden ins Gespräch zu kommen und um die Milch zur Ver­kostung anzubieten.

Sind weitere Produkte geplant oder bleibt es bei der Milch?

Stiehler: Wir können uns grundsätzlich vorstellen, auch weitere Produkte ins Sortiment aufzunehmen. Allerdings sind wir gerade erst gestartet und nun müssen die Kunden mit ihrem Einkaufsverhalten darüber abstimmen, ob wir die Zusammenarbeit ausbauen. 1,19 € je Liter Milch ist kein Preiseinstiegssegment. Es wird sich zeigen, ob die Kunden dauerhaft bereit sind, für faire Milch mehr zu zahlen.

Was ist der Milch Marker Index?

Der Milch Marker Index (MMI) wird vom Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) im Auftrag der MEG Milch Board w. V. für Deutschland berechnet. Vierteljährlich werden die Milch­erzeugungskosten aktualisiert. In einer Preis-Kosten-Ratio wird verdeutlicht, inwieweit das Milchgeld die Produktionskosten abdeckt. Die Berechnungen basieren auf den amtlichen Daten des Informationsnetzes Landwirtschaftlicher Buchführungen (INLB) der EU und des Statistischen Bundesamtes (Destatis).

Der zuletzt veröffentlichte MMI von Juli 2024 lag auf dem Niveau des ­Vergleichsmonats April. Bei einem Preis-Kosten-Verhältnis von 0,99 wurde im Juli 2024 laut MMI nahezu eine Deckung der Produktionskosten erreicht.

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