Der Milchmarkt in Deutschland hat sich 2024 sehr fest entwickelt, berichtet die Zentrale Milchmarkt Berichterstattung (ZMB). Neue Rekordpreise für Butter und ein weiter wachsender Käsemarkt haben die Verwertungen steigen lassen, wenngleich Milchpulver stagniert hat. Die Milchanlieferung ist trotz der preislichen Anreize gesunken. Die Milcherzeugerpreise erreichten mit schätzungsweise 48 ct/kg ihren zweithöchsten Stand jemals.
Wirtschaftliches Umfeld gedämpft
Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Milchwirtschaft in Deutschland haben sich 2024 aber weiter eingetrübt. Die Wirtschaftsleistung ist nach Prognosen führender Wirtschaftsinstitute um voraussichtlich 0,2 % geschrumpft. Damit befindet sich Deutschland im zweiten Jahr in Folge in einer Rezession.
Die Teuerung hat sich weiter abgeschwächt, dürfte sich aber im Jahresschnitt über der Marke von 2 % bewegt haben. Bei Lebensmitteln insgesamt ist die Inflation im Schnitt deutlich zurückgegangen. Gestiegen ist die Kerninflation, während sich die Preise für Lebensmittel und Energie moderat entwickelt haben.
Weniger Milch als im Vorjahr
Trotz steigender Milchpreise sind die Milchanlieferungen an die deutschen Molkereien 2024 gesunken. Von deutschen Erzeugern erfassten die deutschen Molkereien schätzungsweise 31,3 Mio. t Milch und damit im Tagesdurchschnitt 0,8 % weniger als im Vorjahr.
Stärker ging das Milchaufkommen von Lieferanten aus benachbarten EU-Ländern zurück. Von Februar bis Juni waren leicht expansive Tendenzen zu beobachten, die ab Juli von einer rückläufigen Entwicklung abgelöst worden sind, so die ZMB.
Die Wende war maßgeblich durch den Ausbruch der Blauzungenkrankheit verursacht, die sich von den Niederlanden aus zunächst in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen und später in den angrenzenden Regionen ausgebreitet hat. Entsprechend der regionalen Ausbreitung sanken die Milchanlieferungen in Nordwestdeutschland früher als im Süden. Die Seuche dürfte noch längerfristige Auswirkungen auf das Milchaufkommen haben.
Zusätzlich zur geringeren Milchmenge hat die angelieferte Milch weniger Trockenmasse enthalten. Der Fettgehalt lag im Schnitt unter dem Vorjahresniveau, der Eiweißgehalt hingegen leicht darüber. So ging das Milchfettaufkommen in den ersten zehn Monaten von 2024 im Tagesdurchschnitt um 1,5 % und das Eiweißaufkommen weniger stark um 0,4 % zurück.
Mehr Biomilch
Die Anlieferung von Milch aus ökologischer Erzeugung an die deutschen Molkereien ist 2024 erneut gewachsen und dürfte mit einem Volumen von 1,4 Mio. t weiteren Höchststand erreicht haben. Das waren im Tagesdurchschnitt 1,3 % mehr als im Vorjahr, was eine Verlangsamung des Wachstums im Vergleich mit den Vorjahren bedeutet.
Deutschland hebt sich damit von der Entwicklung in der EU insgesamt ab, wo die Erfassung von Biomilch 2024 im Schnitt im Vergleich zu 2023 gesunken ist. Der Anteil von Biomilch am gesamten Milchaufkommen von inländischen Erzeugern hat sich 2024 leicht auf 4,5 % erhöht.
Erstmals unter 50.000 Milchviehbetriebe
Der Milchkuhbestand in Deutschland ist 2024 stärker geschrumpft als in den Vorjahren. Im Mai wurden in der Bundesrepublik noch 3,67 Mio. Milchkühe gezählt. Das waren 2,8 % weniger als im Vorjahresmonat und 14,9 % weniger als zehn Jahre zuvor. Dabei waren die Abnahmen in Baden-Württemberg und Bayern am schwächsten ausgeprägt und in Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und im Saarland am stärksten.
Im zweiten Halbjahr dürfte sich der Rückgang des Milchkuhbestandes durch die Auswirkungen der Blauzungenkrankheit noch verstärkt haben. Außerdem hat sie zu Kälberverlusten und Fruchtbarkeitsproblemen geführt, was längerfristige Auswirkungen auf den Milchkuhbestand haben könnte.
Auch die Zahl der Milchviehhaltungen geht immer weiter zurück. Im Mai 2024 wurde die Marke von 50.000 erstmals unterschritten. Es wurden 49.452 Ställe gezählt und damit 4,3 % weniger als ein Jahr zuvor. In allen Größenklassen waren Rückgänge zu beobachten. Die Zahl der Kühe je Haltung hat sich auf 74,2 leicht erhöht.
Zu dem verstärkten Strukturwandel tragen verschiedene Faktoren wie zunehmende Umwelt- und Tier-wohlauflagen, steigende Investitionskosten, langwierige Genehmigungsverfahren, die demographische Entwicklung und Unsicherheit über die künftigen Rahmenbedingungen bei.
Kosten wieder moderater
Auf der Kostenseite ist im laufenden Jahr eine Entspannung eingetreten, nachdem sich landwirtschaftliche Betriebsmittel 2022 extrem verteuert hatten, was die Futter-, Dünger- und Energiekosten betrifft. Seit Mitte 2023 hatte eine Normalisierung verschiedener Kostenfaktoren eingesetzt, die sich im Lauf von 2024 fortgesetzt hat. Weiter gestiegen sind allerdings die Kosten für den Faktor Arbeit.