Der Geschäftsführer der niederländischen Molkereigenossenschaft Royal FrieslandCampina (RFC), Jan Derck van Karnebeek, rechnet mit einer Verknappung auf dem Milchmarkt in Nordwesteuropa. Wie der Manager auf einem Milchviehkongress in den Niederlanden erklärte, stärkt diese Entwicklung die Marktmacht der Landwirte gegenüber dem Lebensmitteleinzelhandel.
„Der alte Ansatz, dass die Supermärkte Mengen ausschreiben konnten und dass es immer jemanden gab, der die Milch zu einem niedrigeren Preis liefern konnte, ist endgültig vorbei“, betonte van Karnebeek.
Billigere Milch aus Polen, Irland oder Neuseeland
„Aber die Welt, in der wir konkurrieren, ist nicht nur Nordwesteuropa. Es gibt billigere Milch aus Polen, Irland, den Vereinigten Staaten und Neuseeland“, räumte der Firmenchef ein. Indes habe der Handelsstreit der EU mit China nur geringe Auswirkungen auf die Milchwirtschaft. Aktuell gehe es dabei nämlich hauptsächlich um Elektroautos und Computerchips und nicht um Molkereiprodukte.
Trotz Handelsstreit: Säuglingsnahrung weiterhin gefragt
Der größte Teil der Einnahmen von FrieslandCampina in China entfalle indes weniger auf Käse und Butter, sondern vielmehr auf Säuglingsnahrung und entsprechende Inhaltsstoffe. Diese Produkte würden von Peking nachdrücklich aus der Diskussion herausgehalten, weil das Land auf die Qualität aus den Niederlanden angewiesen sei. Allerdings sei nicht auszuschließen, dass der Streit aus mittelfristiger Sicht dem Handel mit Molkereiprodukten schaden könne.
Keine Sorge vor US-Einfuhrzöllen
Mit Blick auf die Einfuhrzölle, die der designierte US-Präsident Donald Trump plant, zeigte sich der CEO unterdessen noch unbesorgt. Zwar lieferten die Niederlande recht viel Käse in die USA. Die dortigen Regalpreise seien aber viel höher als in den Niederlanden. „Deshalb weiß ich nicht, ob eine Erhöhung der Zölle um 20 Prozentpunkte hier größere Auswirkungen haben wird. Aber wir müssen aufpassen“, sagte van Karnebeek.
FrieslandCampina hob ihren Garantiepreis zuletzt an, und zwar für Dezember 2024 auf 57,35 €/100 kg Milch. Das waren 1,85 € mehr als im Vormonat. Der Vergleichswert vom Dezember 2023 wurde damit sogar um 11,04 € übertroffen.