"Der Erzeugerpreis wird sich kaum auf einem festen Wert einpendeln“, erklärte Dr. Kerstin Keunecke im Interview in top agrar (Milchpreise von mehr als 40 ct/kg auch 2024?). Mit dieser Aussage antwortete sie auf die Frage, wie sich der Milchpreis im da noch bevorstehenden Jahr entwickeln wird. Die Marktexpertin prophezeite, dass die Preise auf und ab schwanken – allerdings auf einem Bundesschnitt oberhalb von 40 Cent. Damit sollte sie Recht behalten.
Milchpreis im Schnitt bei 47,6 ct/kg Milch
Denn im vergangenen Jahr lag der Durchschnittspreis der 60 im top agrar-Milchpreisbarometer ausgewerteten Molkereien bei 47,6 ct/kg Milch. Nachdem die Grundpreise zu Beginn des Jahres überwiegend stagnierten, kam im zweiten Halbjahr Schwung in die Sache: Die Grundpreise stiegen kontinuierlich an. Molkereien im Norden Deutschlands machten von einem Monat auf den anderen teilweise Aufwärtssprünge von 4 ct/kg Milch.
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Im Jahr 2024 lag der durchschnittliche Milchpreis von 60 Molkereien bei 47,6 ct/kg. Die Rangfolge kann sich aufgrund von Nachzahlungen noch ändern.
In den Top 3 finden sich ausschließlich süddeutsche Molkereien wieder, obwohl im zweiten Halbjahr die Preise im Norden stärker gestiegen sind.
Cremilk und die Meiereigenossenschaft Wasbek kratzten im Dezember mit einem Grundpreis von 58 ct/kg an der 60 Cent-Marke. Im Januar hatten die Lieferantinnen und Lieferanten beider Molkereien noch 40, bzw. 44 ct/kg Milch ausgezahlt bekommen.
Knappe Milchmenge stützt Milchpreise
Grund für die stabile Milchpreisentwicklung war die geringere Milchanlieferung verbunden mit niedrigen Inhaltsstoffen. Weniger Milch kam unter anderem aufgrund der Auswirkungen der Blauzungenkrankheit bei den Molkereien an.
Der Milchfettgehalt sank bereits im Februar unter das Niveau des Vorjahres. Einen eindeutigen Grund wie Hitze, Grundfutterqualitäten oder Blauzunge konnten Wissenschaftler und Marktexperten nicht benennen. Die Auswirkungen waren dafür umso deutlicher: Der Butterpreis knackte im vergangenen Jahr Rekorde im Lebensmitteleinzelhandel.
Spannweite der Milchpreise bei 8 ct/kg Milch
Ausgewertet haben wir insgesamt 60 Molkereien. Die Spanne vom niedrigsten zum höchsten Auszahler liegt bei 8 ct/kg. Damit liegen die Preise deutlich näher beieinander als 2023, wo die Spannweite bei über 17 ct/kg zwischen dem ersten und dem letzten Tabellenplatz lag.
In die Auswertung sind die Grundpreise (ohne Mehrwertsteuer) für Milch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß eingeflossen. In den Milchpreisen berücksichtigt sind Qualitätszuschläge für z.B. S-Klasse, Tierwohlprogramme und GVO-freie Milch. Molkereien, die mehr als 80 % GVO-freie Milch verarbeiten, sind in der Tabelle gekennzeichnet. Hinzugerechnet haben wir Zuschläge für zweitägige Abholung, Staffelzuschläge für eine jährliche Anlieferung von 500.000 kg Milch sowie Vertragszuschläge.
Abgezogen haben wir Grundkostenpauschalen – ebenfalls für eine Jahresanlieferung von 500.000 kg. Auch die dynamische Bezahlung von Fett-/Eiweißgehalten haben wir kenntlich gemacht. Das betrifft Molkereien, die ihre Zuschläge monatlich an die vom Milchmarkt abhängigen Korrekturfaktoren anpassen. Voraussetzung für das Hinzurechnen der Zuschläge ist, dass sie mindestens 80 % der Anlieferungsmenge betreffen. Dazu kommen geleistete Nachzahlungen und Warenrückvergütungen.
Angekündigte Nachzahlungen für das Jahr 2024 sind markiert. Die Rangfolge kann sich deshalb noch ändern.
Anmerkungen zur Tabelle:
* 4,0 % Fett, 3,4 % Eiweiß, ohne Mehrwertsteuer, 500.000 kg Jahresanlieferung, inkl. Qualitätszuschläge wie GVO-freie Milch und S-Klasse, die mindestens 80 % der Milchmenge betrifft, Prämien, Staffelzuschlag; abzüglich Grund- und Stoppkosten; alle Preise mit Umrechnungsfaktor 1,03 gerechnet. 1) Nachzahlung angekündigt, Höhe noch offen; 2) Molkerei verarbeitet mehr als 80 % GVO-freie Milch; 3) dynamische Fett-/Eiweißbezahlung