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MKS: Warum ist die Ursache für den Ausbruch noch immer nicht klar?

In Brandenburg sorgt der MKS-Ausbruch weiter für Fragen. Wie kam es zu der Infektion der Wasserbüffel? Prof. Carola Sauter-Louis vom FLI gibt Einblicke in die laufenden Untersuchungen.

Lesezeit: 5 Minuten

Noch gibt es keine vollständige Entwarnung, doch immerhin: Es bleibt bisher bei einem positiven MKS-Fall in Brandenburg. Die Eintragsursache ist weiterhin unklar und dazu kursieren verschiedenste Gerüchte. Doch warum ist die Ursachensuche so schwierig zu finden? Tragen Freilandhaltungen generell zu einem höheren Risiko für Tierseuchen bei? Darüber sprachen wir mit Prof. Carola Sauter-Louis, Leiterin des Instituts für Epidemiologie am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI).

Wie ist der aktuelle Ermittlungsstand nach dem MKS-Ausbruch in Brandenburg?

Sauter-Louis: Wir haben bisher nur den bekannten Fall vom 10. Januar in der Wasserbüffelherde. Alle Betriebe in der 3 km- Schutzzone und 10 km- Überwachungszone, wurden mindestens einmal untersucht und sind negativ. Es gibt keine Hinweise darauf, dass sich das MKS-Virus ausgebreitet hat.

Welche Untersuchungen laufen jetzt noch?

Sauter-Louis: Ein direkter Kontaktbetrieb, der Futter vom ersten Betrieb bekommen hatte, wurde genau wie der erste Betrieb gekeult und desinfiziert. Alle Betriebe in der Umgebung werden aktuell wiederholt untersucht: In der Schutzzone noch zwei weitere Male und in der Überwachungszone noch ein weiteres Mal.

Das geht über die rechtlich Vorgaben hinaus. Doch die Brandenburger Behörden haben das, auch in Absprache mit uns, entschieden, um sicherzugehen, dass sich nichts ausbreitet bzw. ausgebreitet hat.

Da die erkrankten Tiere im Freiland gehalten wurden, werden auch Wildtiere intensiv untersucht. Wir müssen abklären, ob das MKS-Virus über Wildtiere eingetragen wurde oder an Wildtiere weitergetragen wurde. Zwar wissen wir, dass Wildtiere in den Ausbrüchen in der Vergangenheit epidemiologisch keine Rolle gespielt haben und das hoffen wir auch in unserem Fall. Mit Evidenz belegen können wir dies aber nur nach erfolgten Untersuchungen.

Wie viele Wildtiere wurden untersucht und welche Untersuchungen sind noch geplant?

Sauter-Louis: Die Brandenburger Kollegen haben das Gebiet überflogen, um eine Schätzung abzugeben, wie viele Wildtiere in diesem Gebiet sind. Die Beprobungen und die Jagd laufen dort gut organisiert. Ich denke, dass wir in den nächsten Tagen dazu konkrete Ergebnisse hören werden.

Wir müssen abklären, ob das MKS-Virus über Wildtiere eingetragen wurde oder an Wildtiere weitergetragen wurde.

Wann sind alle Untersuchungen final abgeschlossen?

Sauter-Louis: Da bisher keine weiteren Fälle entdeckt wurden, gehen wir momentan aus epidemiologischer Sicht davon aus, dass nach der Keulung der infizierten Tiere und der Desinfektion keine weitere Verbreitung stattfand. Wenn auch in einem bestimmten Zeitrahmen danach (abhängig von der Inkubationszeit) keine neuen Infektionen festgestellt werden, können wir eine weitere Ausbreitung ausschließen. Innerhalb der nächsten zwei Wochen sollten die Untersuchungen abgeschlossen sein.

Warum ist es so schwierig eine Eintragsursache zu finden?

Sauter-Louis: MKS wird ähnlich wie ASP nicht nur von Tier zu Tier sondern auch über Anhaftungen an Menschen, Kot bzw. Gülle und über verschiedenste, kontaminierte Produkte verbreitet. Ein hohes Risiko sind u.a. Lebensmittel. Wenn diese kontaminierten Produkte aber nicht mehr in der direkten Umgebung sind, lässt sich die Eintragsursache kaum mehr nachweisen.

Was könnte nach aktuellem Informationsstand die Ursache sein?

Sauter-Louis: Wir wissen, dass es dazu viele Gerüchte gibt, die auch an uns herangetragen werden. Beispielsweise, dass der Tierhalter im Ausland war und das Virus direkt eingeschleppt hat. Um es aber noch einmal ganz deutlich zu sagen: Das können wir ganz sicher ausschließen.

Der Tierhalter oder Personen aus seinem Umfeld waren nicht in MKS-Risikogebieten. Wir wissen auch, dass das Virus nicht direkt über Tiere importiert wurde. Auf dem Betrieb sind 2021 das letzte Mal neue Tiere hinzugekommen.  Zudem hat der Tierhalter nur eigenes Futter verwendet. Genau solche Fragen werden bei den ersten epidemiologischen Untersuchungen abgeklärt.

Biosicherheitsmaßnahmen müssen an die jeweilige Haltungsform angepasst werden.

Mit Blick auf den aktuellen MKS-Fall: Wie beurteilen Sie den Trend in der Tierhaltung hin zu mehr Offen- und Freilandhaltung? Wie hoch ist das Risiko von Tierseuchen?

Sauter-Louis: Da sehe ich tatsächlich ein gewisses Risiko. Das trifft auf MKS wie ASP zu. Dazu ein Beispiel: Mir hat ein Landwirt einmal erzählt, dass er jeden Morgen leere Lebensmitteltüten oder McDonalds Tüten an seinem Zaun findet. Obwohl Schilder darauf hinweisen, die Tiere nicht zu füttern.

Ich glaube, hier liegt wirklich eine große Herausforderung für die Zukunft. Wir müssen die Bevölkerung, die draußen in der Natur spazieren geht, aufklären. Das ist nötig, wenn die Gesellschaft mehr offene Betriebe und Freilandhaltung möchte. Die Tierhalter stellt das vor eine Herausforderung, denn die Biosicherheitsmaßnahmen müssen an die jeweilige Haltungsform angepasst werden.

Bei der Wasserbüffelherde handelte es sich um einen sehr kleinen Tierbestand. Haben Hobbytierhaltungen im Vergleich zu landwirtschaftlichen Nutztierställen generell ein höheres Risiko für Krankheitseinträge?

Sauter-Louis: Das würde ich für diesen Fall so nicht sagen. Das hätte genauso auch eine größere Tierherde treffen können.

Man kann auch nicht per se sagen, dass Biosicherheit bei Hobbyhaltern eine geringere Rolle spielt. Egal ob kleiner Tierbestand oder großer: Es ist vor allem eine Frage des Managements. Ein kleiner Hobbyhalter kann da sehr gut aufgestellt sein, während es auch große Betriebe gibt, deren Biosicherheitsmanagement noch verbesserungswürdig ist. Grundsätzlich gilt: Alle Betriebe sollten hohe Hygienestandards haben – egal ob Freiland- oder Stallhaltung.

Alle Betriebe sollten hohe Hygienestandards haben – egal ob Freiland- oder Stallhaltung.

 

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