Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Meinung & Debatte
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Regierungswechsel Aussaat im Frühling Maul- und Klauenseuche

Kommt bald der Siegeszug?

Verschwörungsmythen gegen Methansenker Bovaer entkräftet

In Großbritannien hält der Shitstorm in den Sozialen Medien gegen den Futterzusatz Bovaer an. Dabei ist der Methansenker für Kühe längst EU-weit zugelassen und ausgiebig getestet. Auch bei uns.

Lesezeit: 4 Minuten

Der Protest gegen den Futtermittelzusatz Bovaer für Milchkühe hält in Großbritannien weiter an. Seit November schon machen Gegner und Verschwörungsanhänger in den Sozialen Medien Stimmung gegen das Mittel. Bovaer wird eingesetzt, um den Methan-Ausstoß der Kühe zu reduzieren.

Spätestens, als bekannt wurde, dass Arla Bovaer auf 30 Höfen in Großbritannien testet und die Milch bei Tesco, Aldi und Morrisons verkauft, nahm der Shitstorm seinen Lauf. Auf Tiktok und Co. schütten Käufer die Milch in Toiletten und Waschbecken – wir berichteten. In den Kommentaren schimpfen sie auf die "vergiftete Milch" und das man "diesen Dreck" nicht trinken dürfe.

Bovaer ist nicht schädlich

Der Sender ntv hat sich die Stimmung auf der Insel jetzt angeschaut und stellt fest, dass viele Falschmeldungen verbreitet werden. Gegner behaupten, die Milch sei gesundheitsschädlich oder Bill Gates sei in die Einführung von Bovaer verwickelt.

Dass der Zusatz nicht schädlich ist, betont Imme Dittrich, Fachbereichsleiterin Rinderhaltung bei der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein im Gespräch mit ntv. "Das Mittel taucht weder in der Milch noch im Fleisch auf."

Dittrich hat am Lehr- und Versuchszentrum (LVZ) Futterkamp in Schleswig-Holstein Bovaer von Februar bis September 2024 an Milchkühen getestet. Ziel des sechsmonatigen Versuchs sei es gewesen, herauszufinden, welche Klimaschutzmaßnahmen Landwirte und Rinderhalter ergreifen können, um weniger umweltschädliche Gase auszustoßen.

Bis zu 23 % Methan pro Tag

Das weiße Pulver Bovaer wird dem Futter beigemischt und besteht aus Alkohol und Nitrat. Es unterdrückt das Enzym, das bei der Verdauung im Pansen der Kuh verschiedene Gase zu Methan kombiniert. Die ursprünglichen beiden Komponenten des Mittels werden anschließend im Verdauungssystem abgebaut.

Das Ergebnis überzeugt die Fachleute aus Futterkamp: Die Kuh stoße weniger klimaschädliches Methan aus. Die Messungen hätten eine Reduzierung von Methan um 16 bis 23 % pro Tag ergeben. Der Methangas-Ausstoß der Versuchsgruppe habe bei rund 360 g täglich gelegen, der der Kontrollgruppe bei rund 470 g pro Tag.

Hersteller sieht noch Potenzial

Laut ntv sieht der niederländische Hersteller DSM sogar eine Methanreduktion von 30 % bei Milchkühen und 45 % bei Fleischrindern. Durch Bovaer könne man im Jahr pro Tier eine Tonne Treibhausgasemissionen einsparen. Das klappe aber nur, wenn die Rinder Grassilage fressen, erklärt die Rinderexpertin: "Wenn man sehr faserreich füttert, ist der Methanausstoß größer." Ihre Kühe hätten weniger Methan ausgestoßen, weil sie eine Mischung aus Kraftfutter, Faserkomponenten und Mineralfutter bekommen haben.

Bovaer in 45 Ländern zugelassen

Die Milch aus Futterkamp wurde nicht weggekippt wie in Großbritannien, sondern es gibt sie ganz regulär im Supermarkt zu kaufen. Weitere Praxisversuche laufen nach Angaben von Dittrich in Dänemark und Schweden. Tests gab es auch bei Danone in Belgien, Friesland Campina in den Niederlanden sowie bei Babybell-Hersteller Bel in Frankreich und der Slowakei.

In der EU hat Bovaer seit drei Jahren eine Zulassung. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat den Futtermittelzusatz nach aufwändiger Prüfung als sicher für Tiere und Menschen eingestuft. Inzwischen ist er in über 45 Ländern zugelassen, unter anderem in Australien, Brasilien und Kanada.

Bovaer ist teuer

Trotzdem nutzen das Mittel bisher nur wenige Milchbetriebe in Deutschland, so ntv weiter. Das könnte an den hohen Zusatzkosten liegen. Bovaer kostet laut Hersteller DSM etwa einen Cent pro Liter Milch. Hochgerechnet auf die durchschnittliche Größe von Milchviehbetrieben in Deutschland entstehen den Landwirten so pro Jahr Extrakosten von über 6.000 €.

Wenn der Klimaschutz weiter an Bedeutung gewinnt, müsste also der Milchpreis stiegen oder der Staat müsste unterstützen. Noch gibt er nichts dazu. Anders in Dänemark: Dort bekommen Milchbauern seit diesem Jahr im Zuge der neuen Klimaschutzstrategie eine staatliche Förderung. Landwirte müssen da für den Methanausstoß ihrer Nutztiere zahlen, weshalb die Reduktion ein betriebswirtschaftliches Muss ist.

Übrigens: Wissenschaftler der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) forschen derzeit an einem ähnlichen Futtermittelzusatz. Er soll günstig und in großen Mengen herstellbar sein. Und noch stärker wirken als Bovaer, so ntv. Dadurch könnten Rinder 80 % weniger Methan ausstoßen. In etwa fünf Jahren soll er fertig sein, heißt es.

Ihre Meinung ist gefragt

Was denken Sie über dieses Thema? Was beschäftigt Sie aktuell? Schreiben Sie uns Ihre Meinung, Gedanken, Fragen und Anmerkungen.

Wir behalten uns vor, Beiträge und Einsendungen gekürzt zu veröffentlichen.

Mehr zu dem Thema

vg-wort-pixel
top + Wissen säen, Erfolg ernten.

Planung, Aussaat, Düngung – wir liefern alle Infos. 3 Monate testen für 10 €!

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

E-Mail-Adresse

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.