Einen Aufschlag von 7,50 € pro Tier sollen ab April 2025 Mäster bekommen, die ausschließlich Ferkel aus der Initiative Tierwohl (ITW) beziehen – so die Preisempfehlung. Dabei zählen auch Ferkel aus dem Ausland, wenn sie die gleichen Voraussetzungen erfüllen.
Während die Niederlande weniger produzieren und gleichzeitig mehr nach Spanien exportieren, hat Dänemark aufgrund mäßiger Inlandspreise ein großes Interesse am Ferkelexport. Das verdeutlichte Mathias Klahsen von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen beim Tag der Schweinehaltung im Emsland. Aber was sagt der deutsche Handel dazu?
Auf Prämie folgt Preisabzug
Wie als Antwort kündigte Tönnies am gleichen Tag Abzüge an: Für ITW-Schlachtschweine, die nicht in Deutschland geboren wurden, bekommen die Landwirte ab Januar 2 Cent weniger pro kg Schlachtgewicht. Die Nachfrage nach ITW mit deutscher Herkunft sei sowohl im Handel als auch beim Verbraucher stark gestiegen, argumentierte das Schlachtunternehmen.
Die Ferkellücke wächst
Viele Mäster sind frustriert. Sie haben in mehr Tierwohl investiert und bleiben jetzt auf den Kosten sitzen. 7631 Mäster waren dieses Jahr bei der ITW angemeldet. Das entspricht rund 26,5 Mio. Schweinen. Heimische Sauenhalter lieferten aber nur rund 15,1 Mio. ITW-Ferkel. Auf die Schnelle einen passenden deutschen Ferkelerzeuger zu finden, dürfte also schwierig werden.
Bis zu 15 % Haltungsform 3 und 4?
Und wie sieht es in den anderen Tierwohlstufen aus? „Haltungsform 3 und 4 könnten sich bis 2035 auf 15 % der Schweinehaltung ausweiten“, schätzt Klahsen. Das entspräche 5 Mio. Tieren. Andere Einschätzungen gehen von deutlich weniger aus. Aktuell sind es zusammen erst rund 4 %.
Markt fährt auf Sicht
Fest steht für den Experten: „Die Marktakteure sind bei neuen Entwicklungen skeptisch und fahren auf Sicht.“ Einige Discounter hätten zwar große Ziele, aber die preissensiblen Verbraucher interessiere das wenig. Deshalb werde es weiterhin alle Haltungsformen geben.
Wieder mehr Fleischkonsum
Immerhin essen laut Ernährungsreport 2024 gerade jüngere Menschen wieder mehr Fleisch. EU-weit sind die Zahlen für Verbrauch und Produktion stabil. Und der Zuchtsauenbestand hat sich in Niedersachsen, aber auch deutschlandweit stabilisiert. Dennoch ist der Strukturwandel in der gesamten Lebensmittelkette zu spüren, zum Beispiel bei den Schlachthöfen. Vion verabschiedet sich aus Deutschland. Andere Unternehmen sprechen über eine engere Zusammenarbeit.
Notierung bleibt
Zum Jahreswechsel erwartet Klahsen starke Verarbeitungsengpässe. „Falls der Schweinepreis abrutscht, dann aber nur vorübergehend“, sagt er. Auch beim Ferkelpreis dürfte in seinen Augen dieses Jahr nicht mehr viel passieren. Ein Grund: Die hohen Rindfleischpreise. Das heimische Angebot sei aufgrund von Seuchen knapp und die für Importe nötigen Seecontainer gerade teuer. Da ist Schweinefleisch eine Alternative.
Aber wie lange gehen die Schlachter bei den hohen Schweinepreisen noch mit? Klahsen bleibt entspannt: „Jeder kann Haus- oder Festpreise machen, aber die wöchentliche Notierung der VEZG wird es weiterhin geben.“ Zumal die Lagerbestände in Deutschland stark geschrumpft seien und die globale Produktion von Schweinefleisch 2025 um 0,8 % sinken soll.
Große Marge für den Handel
Trotzdem hat die Marktspanne für Schweinefleisch einen neuen Höchststand erreicht. Zuletzt lagen laut Klahsen 5,15 € zwischen dem Erzeugerpreis und dem, was Verbraucher im Laden zahlten. Dieser Betrag basiert auf einem Mittelwert der wichtigsten Teilstücke.
„Der Lebensmitteleinzelhandel bereichert sich an den Bauern. Dagegen müssen wir uns zusammentun“, forderte Dr. Vinzenz Bauer, Leiter der Bezirksstelle Emsland bei der Veranstaltung in Meppen. Außerdem rief er Landwirte auf, sich ehrenamtlich und politisch zu engagieren, um ihrer Branche Gehör zu verschaffen.