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Spermabeutel: Effiziente Alternative zu herkömmlichen Tuben

Herbert Saemann und Doris Lang setzen zur Besamung auf Spermabeutel statt der herkömmlichen Tuben – und das mit Erfolg. Für sie ist diese Technik so überzeugend, dass ein Zurück ausgeschlossen ist.

Lesezeit: 5 Minuten

Mehr Effizienz bei der Besamung durch einen simplen Austausch von Equipment – das ist Herbert Saemann und Doris Lang aus dem Landkreis Neustadt an der Aisch in Bayern gelungen. Seit vier Jahren setzen Saemann und Lang im Zwei-Wochenrhythmus Spermabeutel anstelle der herkömmlichen Spermatuben zur Besamung ihrer 500 Sauen ein.

Doris Lang ist auf einer Veranstaltung auf die Beutel aufmerksam geworden. „Zunächst war es ein Ausprobieren – seitdem wollen wir nicht mehr zurück zu den Spermatuben. Die Vorteile der Beutel haben uns überzeugt“, erklärt die 56-Jährige begeistert.

Geeignet für jede Sau

„Spermabeutel sind für sauenhaltende Betriebe in jeder Größe geeignet. Sie sind mit allen Kathetern und Besamungstechniken kompatibel“, erklärt Bernhard Rupp vom Besamungsverein Neustadt an der Aisch e.V. (BVN). Der Aufsatz für die Besamungspipetten ist bei Beuteln der Gleiche wie bei Tuben. In den Beuteln ist die gleiche Menge an Sperma enthalten. Es gibt sie in verschiedenen Volumengrößen. Die Beutel bestehen aus mehrschichtigen Kunststofffolien und sind weicher und beweglicher als Tuben.

Außerdem sind Spermabeutel platzsparender als Spermatuben. In eine Kühlbox passen rund 30 % mehr Spermabeutel als Tuben. Durch das weichere Material und die Form der Beutel entstehen zwischen ihnen nur wenig bis keine Luftpolster. „Die Kühlfähigkeit in der Transportbox sowie im Kühlschrank ist somit besser, da die Beutel gleichmäßiger gekühlt werden“, erläutert Rupp. Gleichzeitig produzieren die Beutel weniger Müll. „Das Volumen der Abfallmenge ist weniger als halb so groß und Landwirte müssen Müllbehälter seltener leeren“, erklärt Rupp.

Schnell und einfach

Die Spermabeutel liefert der Besamungsverein, der etwa 20 km entfernt liegt, in einer Kühlbox direkt zum Betrieb. Die Betriebsleiter nutzen für ihre TN70-Sauen das Sperma von Tempo-Ebern. In den Beuteln ist jedes gängige Eber-Sperma erhältlich „Spezielles Ebersperma, wie z. B. Duroc-Sperma bekommen wir weiterhin in Tuben“, erklärt Saemann.

Alle zwei Wochen am Mittwochvormittag setzen Saemann und Lang 50 Sauen im Abferkelstall ab. Montag­morgens besamen sie zum ersten Mal. Montagabends folgt dann die zweite Besamung. Dienstagmorgens besamen sie nur noch vereinzelte, vor allem spätrauschende Sauen.

Zu Beginn der Be­samung säubert der 60-jährige Betriebsleiter die Scham der Sauen mit Tüchern. Anschließend führt Doris Lang die Besamungspipetten in die Sauen ein. Dabei handelt es sich um herkömmliche Pipetten, die auch bei der Besamung mit Tuben genutzt werden. An alle Pipetten steckt sie die Verlängerungen. Herbert Saemann treibt währenddessen den Eber in den Laufgang vor Kopf der Sauen, um die Rausche zu stimulieren.

Hygienisch muss es sein

Bevor Lang die Beutel auf die Pipettenverlängerung setzt, verschließt sie deren Öffnung mit ihrem Finger. „So gelangt keine Luft in die Verlängerung und die Besamung läuft hygienischer ab“, erklärt die Sauenhalterin. Die Spitze des Beutels bleibt bis zum Aufsetzen auf die Verlängerung der Pipette geschlossen. Erst beim Ansetzen knickt Doris Lang die Spitze ab und setzt den Beutel auf die Verlängerung. Die Spitze verbleibt nach dem Öffnen im Rand des Beutels und kann so nicht in den Güllekeller fallen.

Das Sperma fließt dann in den Uterus der Sau und der Beutel zieht sich restlos leer. „Spermatuben muss man häufig mit einer Nadel einstechen oder eine Ecke einschneiden, damit das restliche Sperma in die Sau gelangen kann. Das ist bei den Beuteln nicht erforderlich“, erklärt sie. Während der Beutel bei der ersten Sau leer läuft, kann die Landwirtin vier weitere Sauen besamen. Ist die Besamung der ersten Sau abgeschlossen, nimmt sie den Beutel ab und entfernt die Pipette.

„Wir mussten für die Umstellung auf die Spermabeutel keine Schulung ab­solvieren. Stattdessen hat unser Berater vom Besamungsverein das Handling mit den Beuteln gezeigt“, erklären die Betriebsleiter. Seit der Umstellung auf die Beutel hat sich die Fruchtbarkeit der Sauen nicht besonders verändert. „Wir verzeichnen seitdem eher mehr Ferkel. Aber ob das einzig und allein an der Umstellung auf die Spermabeutel liegt, können wir schlussendlich nicht sagen. Da spielen mehrere Faktoren im Management eine bedeutendere Rolle“, berichtet Doris Lang.

Gleichbleibende Qualität

Die Spermaqualität in den Beuteln ist gleich hoch wie in den Tuben. Das hat ein Langzeitversuch des BVN mit über 3.000 Besamungen bestätigt. Der Hersteller setzt auf klebstofffreie Kunststofffolien, denn Klebstoffe können die Spermaqualität verschlechtern. Alle Beutel durchlaufen beim Hersteller außerdem ein Qualitätsprogramm sowie diverse Tests und Audits.

Auch Eigenschaften wie die Lichtempfindlichkeit und Reißfestigkeit der Beutel sind mindestens so gut wie bei den Tuben. Das hat der BVN in den Versuchen geprüft. Die Beutel sind sogar stabiler als die Tuben. Schwachpunkt der Tuben sind nämlich die Schweißnähte. „Sind diese nicht ordnungsgemäß verschweißt, können sie aufplatzen und auslaufen“, erklärt Rupp. Die bessere Hygiene sowie die Zeitersparnis bestätigt der Besamungsexperte ebenfalls.

In puncto Kosten liegen Spermatuben und Beutel gleichauf, durch die Beutel entstehen keinerlei Mehrkosten. Aktuell haben die Beutel einen Anteil von 15 % an der ­gesamten Verkaufsmenge. Der BVN ist aktuell die einzige Verkaufsstation in Deutschland.

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