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Strategien gegen Unkräuter und Resistenzen im Mais

Der Verlust von Wirkstoffen, zunehmende Resistenzen und der Anspruch gewässerschonend zu arbeiten, erschweren die effiziente Unkrautkontrolle im Mais – unmöglich ist sie aber nicht.

Lesezeit: 9 Minuten

Die Unkrautregulierung im Mais erfolgt in konventionellen Betrieben hauptsächlich durch Herbizide, die eine durchschnittliche Unkrautwirkung von 91 % erreichen und so die Erträge absichern. Durch die standortspezifische Auswahl der Mittel und Aufwandmengen lässt sich ihre Anwendung optimieren. Wichtig ist zudem ein umweltschonender Einsatz und vorbeugendes Resistenzmanagement. 

Wirkstoffverlust im Mais geht weiter

Nachdem der Wirkstoff S-Metolachlor im letzten Jahr ausgelaufen ist, hat sich das Spektrum an Präparaten entsprechend reduziert. Durch das Zulassungsende für den Wirkstoff Tritosulfuron kann auch das Präparat Arrat in dieser Saison letztmalig angewendet werden. Gleiches gilt für Aspect, da die anstehende Neubewertung für Flufenacet negativ ausfallen wird.

Die Pflanzenschutzmittelindustrie reagiert auf die reduzierte Wirkstoffverfügbarkeit mit einzelnen neuen Präparaten auf Basis der noch vorhandenen Wirkstoffe und mit neuen Packs.

Merlin Duo: Das Mittel wird als Ersatz für Aspect eingeführt. Durch die Wirkstoffkombination aus Isoxaflutole und Terbuthylazin (TBA) erreicht es eine gute Breitenwirkung und Gräsergrundleistung, die bei Bedarf mit einem blattaktiven Gräserherbizid ergänzt werden kann. Merlin Duo hat mehrere Indikationen mit Aufwandmengen von 1,0, 1,5 und 2,0 l/ha im Vor- und frühen Nachauflauf bis BBCH 13. Bei den niedrigen Aufwandmengen handelt es sich um reine Unkrautindikationen, wobei mit 1,0 l/ha Knötericharten ausgenommen sind. Bei der Aufwandmenge von 2,0 l/ha gehört auch die Hühnerhirse zur Indikation.

Das Präparat wird vorrangig als Packlösung in Kombination von 1,2 – 1,5 l Merlin Duo + 0,4 – 0,5 l/ha Fluva 100 (Mesotrione) angeboten. Der ­Merlin Duo Turbo-Pack ist für den frühen Einsatz auf Standorten mit guter Wasserversorgung geeignet und wird auch zur Regulierung von Hühnerhirse mit eher begrenzten Besatzdichten angeboten. Durch den Terbuthylazin-­Anteil sind dränierte Flächen ausgeschlossen (bei Aufwandmenge 2,0 l/ha im Vorauflauf; NG 405) und der Einsatz ist erst nach drei Jahren wieder auf derselben Fläche möglich.

Merlin Flexx: Dieses Herbizid mit dem Wirkstoff Isoxaflutole ist mit 0,4 l/ha im Vorauflauf bis zum frühen Nachauflauf (BBCH 13) gegen dikotyle Unkräuter zugelassen. Beim Einsatz im Vorauflauf zählt auch die Hühnerhirse zur Indikation.

Für eine sichere Breitenwirkung im Nachauflauf, wird es im Pack mit MaisTer power (1 – 1,5 l + 0,2 – 0,3 l/ha) angeboten. Um die blattaktive Wirkung von MaisTer power in dieser Kombination auszunutzen, ist eine relativ punktgenaue Anwendung im BBCH 13 notwendig. Voraussetzung ist zudem ein bereits erfolgter Auflauf der Unkräuter und Ungräser. Als Alternative könnte der Einsatz auch in Spritzfolge mit Merlin Flexx im Vorauflauf und MaisTer power im Nachauflauf erfolgen. Die MaisTer power flexx-Kombination bietet sich als TBA-freie Breitbandlösung für Standorte mit unterschiedlichen Ungrasproblemen an.

Callisto P Flexx Pack: Dieses Pack ist eine weitere TBA-freie Lösung auf der Basis von Merlin Flexx, ergänzt um Callisto und Peak. Die dreifache Kombination (0,75 l Callisto + 0,3 l Merlin Flexx + 18 g/ha Peak) zeichnet sich durch eine leistungsfähige Wirkstoffausstattung zur Unkrautregulierung aus. Obwohl keines der einzelnen Präparate in dieser Anwendung über eine Hirseindikation verfügt, wird der Pack dennoch für Standorte mit Hühnerhirse empfohlen. Hierfür wird auf den Kombinationseffekt der Wirkstoffe Isoxaflutole und Mesotrione gesetzt. Um das Potenzial beider Wirkstoffe auszuschöpfen, ist ein früher Einsatz in BBCH 12 – 13 gegen bereits im Auflauf befindliche Hühnerhirse notwendig. Standorte mit guter Wasserversorgung sind für diese ansonsten breit wirksame Packlösung besonders geeignet.

Dragster: Das reine Sulfonylharnstoff-Präparat aus Rimsulfuron und Thifensulfuron besitzt eine Indikation gegen Unkräuter und Ungräser, einschließlich Quecke. Die Nachauflaufanwendung kann flexibel als Einfachbehand-­lung (135 g/ha) oder als Spritzfolge (2 x 67,5 g/ha oder 85/50 g/ha) bis BBCH 18 erfolgen. Im Vergleich zu dem altbewährten Rimsulfuron-Präparat Cato ist Dragster mit einer deutlich höheren Wirkstoffmenge aufgeladen. Dies ist durch die Ausstattung mit einem Safener (Isoxadifen) möglich. Dragster erreicht damit ein höheres Wirkungspotenzial als bisherige Rimsulfuron-Präparate. Die Anwendung erfolgt mit einem Formulierungshilfsstoff (Vivolt, 0,2 %) und ist auf eine Anwendung in verträglichen Maissorten beschränkt. Nach der Anwendung von Dragster darf zum Schutz des Grundwassers auf derselben Fläche in den folgenden zwei Jahren kein Einsatz von Rimsulfuron-haltigen Mitteln erfolgen. Diese Einschränkung ist in engen Mais- und in Mais-Kartoffel-Fruchtfolgen zu berücksichtigen. Ansonsten ist Dragster ein klassisches Gräsermittel zur Ergänzung von Basisherbiziden auf Standorten mit unterschiedlichsten Ungrasproblemen.

Tipps zum Einsatz von Boden- und Blattwirkstoffen im Mais

Der Herbizideinsatz im Maisanbau erfolgt in der Regel mit einem bodenwirksamen Basispräparat, das nach Bedarf mit ein bis zwei Komponenten ergänzt wird, um eine ausreichende Breiten- und Gräserwirkung zu erzielen.

Die Auswahl an  Bodenherbiziden  konzentriert sich im Wesentlichen auf Dimethenamid-P bzw. die verschiedenen Spectrum-Präparate. Pethoxamid ist als alternativer Bodenwirkstoff praktisch nur in Successor T in Kombination mit TBA verfügbar, da Successor 600 als Solo-Pethoxamid-Präparat nach wie vor nur für den Einsatz im Vorauflauf zugelassen ist.

Der neue Bodenwirkstoff Isoxaflutole (Adengo, Merlin Flexx bzw. Duo) ist durch eine eingeschränkte Mischbarkeit in der Nachauflaufanwendung auf Kombinationen mit Dimethenamid-P, Mesotrione und MaisTer power begrenzt. Für Adengo besteht dabei zwar keine Herstellerfreigabe für Tankmischungen, in Versuchen der LfL hat sich die Kombination aus 0,33 l/ha Adengo + 1,0 l/ha Spectrum (Dimethenamid-P) jedoch mit einer guten Kulturverträglichkeit und sicheren Breitenwirkung bestätigt.

Bei der Auswahl der verfügbaren Bodenherbizide ist der Schutz des Grundwassers besonders zu beachten. Für TBA-haltige Präparate gilt daher:

  • Einsatz nur jedes dritte Jahr auf derselben Fläche,

  • je nach Präparat und Anwendung nicht auf drainierten Flächen und

  • auf Standorten mit einem höheren Versickerungsrisiko sollten sie grundsätzlich nicht angewendet werden.

Auch bei Dimethenamid-P ist Vorsicht geboten. Auf sehr leichten Standorten oder bei geringen Grundwasser-Flurabstand sollte vorsorglich auf den Einsatz verzichtet werden.

Bei den  blattaktiven Ergänzungspräparaten  geht es primär um die Absicherung einer Ungraswirkung, oft mit Fokus auf Schadhirsen. Das im Normalfall erreichbare Wirkungsniveau liegt, je nach Hirseart, bei 85 – 90 % (siehe Übersicht 1). Hühnerhirse und Borstenhirsen sind zwar etwas sicherer zu regulieren als Finger- und Rispenhirsen, aber letztlich sind zunehmende Besatzdichten der Hirsen in intensiven Maisfruchtfolgen nicht zu verhindern.

Diese Situation hat zudem eine Bedeutung für die Resistenzentwicklung. Hirsepflanzen, die regelmäßig Herbizidbehandlungen überstehen, bilden die Grundlage für eine zunehmende Resistenz gegenüber Herbiziden. Für die blattaktive Hirsebekämpfung stehen Sulfonylharnstoffe (Foram-, Nico- und Rimsulfuron) und Triketone (Tembotrione, Mesotrione) zur Verfügung. Bei Mesotrione kommt einschränkend hinzu, dass über die Zulassung die Wirkstoffmenge von 150 g auf 100 g je ha abgesenkt wird. Eine zuverlässige Hirsewirkung ist damit nicht mehr gegeben. Lediglich Präparate wie Daneva oder Simba 100 SC haben noch eine Zulassung mit 150 g/ha Mesotrione als Spritzfolgebehandlung.

Packs: oft zu viel des guten

Bei den vielfältigen Packlösungen, die der Markt bereitstellt, handelt es sich häufig um Breitbandkombinationen mit einem Bodenherbizid plus blattaktive, gräserwirksame Sulfonylharnstoffe und Triketone. Stellt sich die Frage, ob diese Mehrfachkombinationen wirklich notwendig sind, oder eine überdimensionierte Rundum-sorglos-Lösung darstellen.

In unseren langjährigen Versuchsprogrammen konnte kein Wirkungsvorteil durch die Kombination von gräserwirksamen Sulfonylharnstoffen und Triketonen bei der Bekämpfung der Hühnerhirse festgestellt werden (siehe Übersicht 2). Es besteht somit eine effektive Möglichkeit zur Kosteneinsparung, indem nur eine dieser Wirkstoffgruppen für ein Ergänzungspräparat eingesetzt wird. Zudem kann man als Anwender damit die Behandlungshäufigkeit der gräserwirksamen Sulfonylharnstoffe verringern und so das Risiko für Herbizidresistenzen bei der Hühnerhirse reduzieren.

Wie ist die Resistenzsituation?

Während bei Hühnerhirse Sulfonylharnstoff-Resistenzen bisher noch in Einzelfällen auftreten, sind diese Wirkungsverluste gegen Ackerfuchsschwanz in einigen Anbauregionen teilweise schon die Regel. Nämlich dann, wenn ALS-Wirkortresistenzen bereits verstärkt selektiert wurden.

Gegen Ackerfuchsschwanz gibt es im Maisanbau allerdings kaum Alternativen für die ALS-Hemmer Foram-, Nico- und Rimsulfuron. Eine gewisse Ersatzlösung ist der Triketon-Wirkstoff Tembotrione in der Kombination mit einem TBA-haltigen Präparat. Unter günstigen Bedingungen mit ausreichender Bodenfeuchtigkeit kann man z. B. mit 2,25 l/ha Laudis + 1,2 l/ha Aspect (nur noch 2025) eine befriedigende Wirkung erreichen.

Eine weitere, aber eher exotische Möglichkeit ist der Anbau von Cycloxydim-resistenten Duo-Mais, in dem das Graminizid Focus Ultra eingesetzt werden kann. Voraussetzung ist hierbei jedoch, dass der Ackerfuchsschwanz noch keine stärkere ACCase-Resistenz gegen diese Wirkstoffgruppe entwickelt hat, was über eine Resistenzuntersuchung zu prüfen ist.

Mit richtiger Mittelwahl gewässer schützen

Bei der Herbizidbehandlung im Mais hat die Wirkstoffauswahl eine große Bedeutung für den Gewässerschutz. Seit mehreren Jahren ist der Wirkstoff Nicosulfuron mit häufigen Überschreitungen der Grenzwerte in Oberflächengewässern auffällig. Es ist daher eine dringende Empfehlung, auf Flächen mit ­angrenzenden Gewässern generell auf Nicosulfuron-haltige Präparaten zu ver­zichten. Mit Foramsulfuron und Rimsulfuron stehen ausreichend alternative Herbizide zur Verfügung.

Empfehlungen ohne TBA und Nicosulfuron

In mehrjährigen Feldversuchen konnten Anwendungen ohne TBA und Nicosulfuron für eine erfolgreiche Unkrautregulierung geprüft werden. Die gewässerschonenden Behandlungen können mit unterschiedlichen Konzepten eingesetzt werden, wie die Übersicht 3 zeigt.

Die Bodenherbizid-Kombination aus Spectrum + Adengo (1,0 + 0,33 l/ha) ist auf Standorten mit guter Wasserversorgung für die Unkraut- und Hirsebekämpfung im Vorauflauf bis sehr frühen Nachauflauf geeignet. Tankmischungen auf der Basis von Spectrum bzw. Spectrum Plus lassen sich im Nachauflauf (BBCH 12 – 14) zur Regulierung von Schadhirsen mit Callisto oder Laudis einsetzen. Ergänzungen mit MaisTer power oder Task sind auch zur Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz geeignet. Eine breit gräserwirksame Behandlung ist mit 1,5 l/ha MaisTer power möglich. Die rein blattaktive Wirkung ist für eher trockene Standorte mit verzögerten Unkrautauflauf und damit späteren Behandlungsterminen (BBCH 14 – 16) prädestiniert.

Tipps für Problemunkräuter

Intensiven Maisfruchtfolgen bergen das Risiko von schwer regulierbaren Problemunkräutern. Dabei handelt es sich etwa um daueretablierte Wurzelunkräuter wie Disteln, Winden oder Ampfer. Außerdem können wärmeliebende Unkräuter wie Nachtschatten, Lichtnelken oder Stechapfel verstärkt auftreten, die durch normale Herbizidbehandlungen nicht ausreichend bekämpft werden. In Übersicht 4 finden sich Empfehlungen für die Behandlung von typischen Problemunkräutern im Maisanbau. Exoten unter den Problemunkräutern sind Durchwuchskartoffeln und Schachtelhalm, gegen die auch eine Spritzfolgebehandlung mit Simba 100 SC nur eine unterdrückende Wirkung erzielen kann.

Die Sonderbehandlungen werden häufig erst als Spritzfolgen im späten Nachauflauf vorgenommen, weil sich die jeweiligen Unkräuter erst spät entwickeln oder als Restverunkrautung nach der Standardbehandlung erkannt werden. Die übliche Spritztechnik ist bei Anwendungen in BBCH 15 – 18 nicht mehr optimal, weil Abschirmungen durch die Maispflanzen auftreten. Durch eine Unterblattbehandlung mit abgehängten Düsen (Dropleg) ist die Wirkstoffaufnahme der Unkräuter und damit die erzielbare Wirkung deutlich zu verbessern.

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