Die Stromversorger und Stromkunden in Norwegen und Schweden sind derzeit recht verärgert über Deutschland. Denn wenn bei uns Dunkelflaute ist, also die Stromproduktion durch Sonne und Wind wetterbedingt ausfällt, zapfen die deutschen Versorger die internationalen Netze an. U.a. beziehen wir dann schlagartig viel Strom aus Norwegen und Schweden über zwei Seeleitungen - Nord-Link und Baltic Cable, berichtet n-tv. Zuletzt war das im Dezember der Fall.
Die deutschen Kunden merken davon nichts, bei uns haben die meisten Verbraucher langfristige Verträge. Anders z.B. in Norwegen. 90 % der Verbraucher haben intelligente Stromzähler und kaufen Strom zum Börsenpreis ein. Dadurch, dass Deutschland nun plötzlich die eigentlich ausgeglichenen Stromvorräte umfangreich anzapft, explodiert der Börsenpreis. n-tv schreibt von zeitweise 936 € je Megawattstunde, also 93 Cent je Kilowattstunde. Bezahlen mussten das die Norweger direkt. Vor allem der Raum Oslo musste den Stromabfluss zu uns ausbaden.
"Absolut beschissene Situation"
Der norwegische Energieminister Terje Aasland nahm dann auch kein Blatt vor den Mund. Er sprach in der "Financial Times" von einer "absolut beschissenen Situation". Etwas diplomatischer formulierte es der norwegische Ministerpräsident Jonas Gahr Store, als er forderte, dass Europa darüber diskutieren, wie das System erneuerbare Energien verteilt werden könne. "Die Versorgung muss gesichert bleiben und die Strompreise stabil."
In Schweden war die Reaktion ähnlich, berichtet n-tv weiter. Energieministerin Ebba Busch sagte, sie sei wütend. So wütend, dass sie damit droht, den Bau einer zweiten Seeleitung zu stoppen, wenn Deutschland sich nicht ans nordische Modell anpasst und für Norddeutschland eine eigene Preiszone einführt, um die Preise im Zaum zu halten.
Deutsche Fachleute halten die Aufregung in den Nachbarländern dagegen für unehrlich. Die norwegische Regierung hat die Preise nämlich bei sieben Cent je Kilowattstunde gedeckelt. Alles, was darüber liegt, wird zu 90 % bezuschusst. Und durch das Seekabel gehen maximal nur 1,4 Gigawatt. Das sind etwa 5 % der Leistung, die Norwegen täglich aus Wasserkraft und Wind erzeugt. Diese Leistung fließt maximal nach Deutschland, egal ob Dunkelflaute herrscht oder nicht. Egal, wie günstig oder teuer der Strom ist.
Wenn Sie mehr dazu sowie zu dem System der nordischen Preiszonen erfahren möchten, empfehlen wir Ihnen den Originaltext hier bei n-tv.
Fazit
Fazit ist am Ende, dass der Ärger um die Dunkelflaute sicher keine Scheindebatte ist, wohl aber oft populistisch geführt wird. Denn durch den Ausbau der erneuerbaren Energien gebe es viel häufiger sehr niedrige Strompreise als extrem hohe - sowohl für deutsche Unternehmen als auch für norwegische Verbraucher. Die Norweger sollten sich daher gut überlegen, ob die Beschwerden im eigenen Interesse sind, meint die belgische Energieministerin Tinne van der Straeten.