Die Erneuerbaren Energien haben laut Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) bei der öffentlichen Stromerzeugung in Deutschland im Jahr 2024 einen Rekordanteil erreicht. Dieser Anteil lag bei 62,7 %. Im Bereich der Solarenergie konnte mit insgesamt 72,2 Terrawattstunden (TWh) ein neuer Bestwert verzeichnet werden.
„Auch unsere Landwirte haben zu diesen Rekordzahlen ihren Anteil beigetragen, verfügten bereits 2023 gut 26 % der landwirtschaftlichen Betriebe über Anlagen zur Gewinnung Erneuerbarer Energien. 96 % von ihnen waren mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet, darüber hinaus nutzten 15 % Biomasseanlagen und 5 % Windenergieanlagen“, sagt Alexander von Hammerstein, Vorsitzender Ausschuss Erneuerbare Energien im Landvolk Niedersachsen.
Er verweist dabei auf ein leichtes Abweichen der Zahlen gegenüber anderer Berechnungsmethoden beispielsweise von der Bundesnetzagentur (BNetzA).
Solar für den Eigenverbrauch
„Neben der Windenergie ist die Photovoltaik (PV) ein weiteres Feld, mit denen Landwirte vorzugsweise auf Scheunen- oder Wohnhausdächern, aber auch zukünftig noch mehr mit Agri-PV-Anlagen und notfalls auch auf aufgeständerten PV-Anlagen nachhaltig Strom für die Gesellschaft produzieren“, zeigt von Hammerstein auf. Viele Solaranlagen-Betreiber nutzen diese für den Eigenverbrauch. 12,4 TWh der insgesamt produzierten 72,2 TWh wurden laut Fraunhofer für den Eigenverbrauch benötigt, während 59,7 TWh ins öffentliche Netz eingespeist wurden.
Verlässliche Biomasse
Biomasse ist mit insgesamt 36 TWh zwar der kleinste, aber dennoch ein für die Verlässlichkeit und die Bedeutung für die Energiewende insgesamt wichtiger Bereich. „Biomasseanlagen besitzen anders als PV- bzw. Windkraftanlagen eine besondere Flexibilität. Sie sind vom Wetter unabhängig und ihre Energie kann jederzeit abgerufen werden – besonders, wenn kein Wind weht und keine Sonne scheint“, sagt von Hammerstein und verweist darauf, dass 2024 das erste vollständige Jahr ohne Kernenergie war. Deren Anteil betrug 6,3 % für das öffentliche Stromnetz und wurde komplett durch die erneuerbaren Energien ersetzt.
Batterien sind gefragt
Insgesamt wurde 2024 durch die erneuerbaren Energien 275,2 TWh Strom produziert. Damit übertraf das vergangene Jahr das Vorjahr um 4,4 %, und der Anteil der erneuerbaren Energien an der Last, also der Anteil der erneuerbaren Energien bei dem Strommix, der letztlich aus der Steckdose fließt, lag bei 56 %. „Jetzt muss der Ausbau der großen Batteriespeicher noch schneller umgesetzt werden, auch wenn die Speicherkapazität von 12,7 GW auf 17,7 GW gestiegen ist“, erklärt der Ausschussvorsitzende.
Problem negative Strompreise
Sorgen machen ihm allerdings die negativen Strompreise. Zwar gingen die Phasen hoher Strompreise deutlich zurück, was die Verbraucher freut. Der durchschnittliche Großhandelsstrompreis lag 17,5 % unter dem Vorjahresniveau. Da mittlerweile erneuerbarer Strom über den tatsächlichen Bedarf hinaus produziert wird, führt dies zu negativen Preisen. Nach 2023 mit 301 Stunden negativer Strompreise wies das letzte Jahr 457 Stunden auf.
In Zeiten negativer Strompreise haben Anlagenbetreiber ab einer bestimmten Anlagengröße keinen Anspruch auf die EEG-Förderung. „Damit wird deren Anlagenbetrieb unrentabel. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen geht bei PV-Anlagen ab 400 kW installierter Leistung von einem Umsatzminus in Höhe von knapp 20 % aus. Die negativen Strompreise sind für alle Anlagenbetreiber ein rotes Tuch. Hier muss der Gesetzgeber, wenn er die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien weiter fördern will, endlich handeln“, er.
Umfrage: Großes Potenzial in der Landwirtschaft
Eine aktuelle agrimand-Umfrage unter 3.500 Landwirten zeigt, dass 66 % der Befragten Photovoltaikanlagen (PV) als vielversprechende Möglichkeit zur Diversifizierung und Einkommenssteigerung im Jahr 2025 betrachten.
Landwirte können PV-Anlagen zur Deckung ihres eigenen Energiebedarfs einsetzen. Dies reduziert nicht nur die Stromkosten, sondern erhöht auch die Unabhängigkeit von Energieversorgern. Zudem können überschüssige Strommengen ins öffentliche Netz eingespeist werden, was zusätzliche Einnahmen generiert.
Verpachtung von Flächen
Eine weitere Option besteht darin, Dach- oder Freiflächen an Investoren zu verpachten, die darauf PV-Anlagen errichten. Dies ermöglicht Landwirten, ohne eigene Investitionen von stabilen Pachteinnahmen zu profitieren. In einigen Fällen übernehmen Investoren sogar die Kosten für notwendige Dachsanierungen, was den Wert der Immobilie steigert.
Die Nutzung von Freiflächen für PV-Anlagen, insbesondere in Form von Agri-Photovoltaik (Agri-PV), ermöglicht die gleichzeitige landwirtschaftliche Nutzung und Energieerzeugung. Dieses Konzept erfordert jedoch sorgfältige Planung und Abstimmung, um sowohl landwirtschaftliche als auch energetische Erträge zu maximieren. Trotz höherer Komplexität bietet Agri-PV langfristig bedeutende Vorteile und Einkommensquellen.
Kostenlose Projektberechnung
Für Landwirte, die den Einstieg in die Photovoltaik erwägen, bietet die Plattform Agrimand eine kostenlose und unverbindliche Ersteinschätzung für PV-Projekte an.