Die bayerische Gemeinde Bundorf in Unterfranken hat sich in den letzten Jahren zu einer Vorreiterin in Sachen erneuerbare Energien entwickelt. Für ihre besonderen Verdienste hat die Agentur für Erneuerbare Energien sie im Oktober 2024 als „Energiekommune des Monats“ ausgezeichnet.
„In Bundorf hat man verstanden, dass die Energiewende nicht allein durch den Bau von mehr Solarparks gelingen kann. Es braucht auch die Akzeptanz der Menschen vor Ort“, schreibt die Agentur.
Hier ist die kleine Gemeinde mit gerade einmal 900 Einwohnern einen besonderen Weg gegangen: Einer der größten Solarparks in Deutschland mit einer attraktiven Bürgerbeteiligung, einer Nahwärmeversorgung und Maßnahmen zur Erhöhung der Artenvielfalt.
Die Bürgerbeteiligung
Der ca. 85 Mio. € teure Solarpark ist Ende September 2023 mit rund 125 MW Leistung auf etwa 125 ha als einer der größten Freiflächenanlagen Deutschlands an Netz gegangen. Die geplante Stromerzeugung der rund 232.000 Module liegt bei ca. 131 Mio. kWh jährlich.
Etwa zwei Drittel des Parks werden von einer Betreibergesellschaft geführt, die auf dem Anlagenhersteller MaxSolar beruht. Ein Drittel (ca. 38MW) dagegen sind in Bürgerhand: Betreiber ist die bundesweit agierende Energiegenossenschaft Inn-Salzach eG (EGIS eG). Sie wurde 2013 gegründet und hat mittlerweile über 2.700 Mitglieder. Deutschlandweit hat die Genossenschaft bisher über 35 Projekte umgesetzt, darunter Solarparks, u.a. auch mit Batteriespeichern und mehrere Fernwärmenetze.
Die Bundorfer Bürger konnten sich mit einer Einlage ab 150 € für einen Genossenschaftsanteil an der EGIS und damit an dem Park beteiligen. Weil das Kapital bei der geringen Bevölkerungsdichte nicht allein vor Ort eingesammelt werden konnte, durften sich auch Bürger aus anderen Regionen beteiligen. Die EGIS eG hat zuletzt eine Dividende von 4% an ihre Mitglieder ausgeschüttet.
Die Beteiligung von 30 % der Genossenschaft am Solarpark hört sich auf den ersten Blick nach nicht viel an. „Mit rund 38 MW dürfte es aber einer der größten Bürgersolarparks in Deutschland sein“, sagt Christian Preuß, Abteilungsleiter der Projektentwicklung für Wind und PV im Süden für MaxSolar, der auch das Projekt Bundorf begleitet hat.
Der Park hat einen Netzverknüpfungspunkt und speist darüber den Strom insgesamt ins Netz ein. Aber beide Abschnitte haben jeweils eine eigene Übergabestation. Daran ist zu erkennen, wie viel Strom aus dem jeweiligen Teil des Parks kommt.
Schnelle Genehmigung
Die gute Beteiligungsmöglichkeit war einer der Gründe, warum der Gemeinderat das Projekt einstimmig beschlossen hat. Das Genehmigungsverfahren war nach einem Jahr abgeschlossen. „Mit gerade einmal 24 Monaten vom Start der Genehmigung bis zur Inbetriebnahme des solaren Kraftwerks konnten wir gemeinsam mit der Gemeinde, den Behörden und dem Netzbetreiber belegen, wie Energiewende auch schnell gehen kann“, sagt Preuß.
Er sieht für diese kurze Zeit mehrere Erfolgsfaktoren, die Vorbild auch für andere Parks sein könnten:
„Wir haben schon in einer frühen Phase das ganzheitliche Konzept und die Vorteile, die damit verbunden sind, mit Behörden und Bürgern diskutiert“, sagt er.
Maßgeblich für die Akzeptanz in der Bevölkerung war die Bürgerbeteiligung über die EGIS eG.
Für den Hauptort Bundorf wurde ein Wärmekonzept entwickelt und für E-Ladesäulen in jedem Teilort gesorgt.
Daneben gab es auch planerische Erfolgsfaktoren: Die Fläche für den Park war ideal und wurde kaum von anderen Belangen beeinträchtigt. Damit konnte das Bauleitverfahren zügig abgeschlossen werden.
Für mehr Artenvielfalt
Der Solarpark steht auf einer Fläche mit mäßiger Bodenqualität und geringen Jahresniederschlägen. Sie ist deshalb für die Landwirtschaft nicht besonders attraktiv. „Auf diese Weise hat der Solarpark auch für die Flächeneigentümer vorhersehbare und konstante Einkünfte geschaffen“, erklärt Anke Firnhaber, bei MaxSolar verantwortlich für die ökologische Nachhaltigkeit und in der Abteilung Projektentwicklung Projektleiterin für Bundorf.
Außerdem will MaxSolar mit verschiedenen Maßnahmen die Solarstromproduktion mit dem Naturschutz verbinden. Dabei hat sich der Projektierer an den Kriterien des Gütesiegels „Gute Planung“ des Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne) orientiert. „Der Maßnahmenkatalog hat zum Ziel, die Belange von Natur, Umwelt, Landwirtschaft und Energieerzeugung unter einen Hut zu bekommen“, erklärt sie.
Wichtigste bauliche Maßnahme ist ein ausreichend großer Modulreihenabstand, im Falle von Bundorf sind es zwischen 4,20 bis 6 m, im Schnitt sind es ca. 4,60 m. „Bei herkömmlichen Freiflächenanlagen liegt der Abstand bei 2,50 bis 3,50 m“, sagt die Projektleiterin.
Zwischen den Modulen hat die Projektgesellschaft standortheimisches Saatgut mit hohem Krautartenanteil eingesät, um ein arten- und blütenreiches Grünland zu entwickeln. Es soll vor allem Insekten Lebensraum und Nahrung bieten, die wiederum Nahrungsgrundlage für andere Tiergruppen sind.
Damit Klein- und Mittelsäuger wie Fuchs, Hase oder Dachs keine Hindernisse finden, ist unter den Zäunen ein Abstand von 15 bis 20 cm über dem Boden frei. Größere Wildtiere können die Anlage über einen Korridor von einem Habitat in ein anderes queren.
Der PV-Park besteht aus sechs Teilfeldern, die zukünftig unterschiedlich eingegrünt und beweidet werden sollen. Im und um den PV Park werden Gehölzinseln und Hecken angelegt, die einen zusätzlichen Lebensraum schaffen sollen. Regelmäßige Monitorings sollen zeigen, wie sich die Artenvielfalt auf den Flächen entwickelt.
Eine besondere Maßnahme ist der Feldlerchenschutz. „Vor dem Bau gab es auf der gesamten Fläche 26 Brutpaare. Schon in der Bauphase, als erst drei von sechs Feldern fertig waren, gab es schon 65 Paare. Das aktuelle Monitoring aus der Brutsaison 2024 hat erfreulicherweise eine weitere Steigerung auf 99 Brutpaare nachgewiesen.“, sagt sie.
Wichtig für den Schutz der Bodenbrüter ist auch die richtige Pflege des Parks. „Damit die Feldlerche brütet, darf die Vegetation nicht zu hoch werden“, sagt sie. Mit den Pflegemaßnahmen werden möglichst regionale Landwirte beauftragt.
Das Wärmekonzept
Eine weitere Besonderheit ist, dass die Photovoltaikmodule auch zur Wärmeproduktion beitragen. Eine Teilfläche des Solarparks von etwa 1,5 Megawatt wird genutzt, um Strom für zwei große Luftwärmepumpen zu produzieren. Die Solarenergie stellt ca. 70 % des Strombedarfs der Anlage bereit. Außerdem enthält die Heizzentrale einen großen Warmwasserspeicher (Pufferspeicher) sowie einen Biomassekessel (Hackschnitzel) mit 200 kW, um einen ausreichenden Pufferfüllstand auch im Winter garantieren zu können.
Die Heizzentrale speist ihre Wärme in ein neu gebautes, rund 1,6 Kilometer langes Fernwärmenetz ein. Es versorgt aktuell etwa 20 private Haushalte und auch kommunale Liegenschaften wie Gemeindezentrum, Rathaus und Kindergarten mit Wärme. „Zukünftig werden durch die kommunale Wärmeplanung und dem Ziel, Alternativen für Öl und Gas zu schaffen, viele Fernwärmenetze realisiert – häufig vermutlich auf Basis von Hackschnitzel“, erwartet Matthias Zimmermann, Teamleiter Fernwärme der EGIS eG. Die Energiegenossenschaft ist sowohl Eigentümerin wie auch Betreiberin des Fernwärmenetzes und hat hierfür die Fernwärme Bundorf GmbH & Co. KG gegründet.
Die Kombination aus einer eigenen Photovoltaikanlage und einem zugehörigen Wärmenetz gespeist über Wärmepumpen soll nicht nur für eine gewisse Preisstabilität sorgen, sondern auch für eine regionale Wertschöpfung.
Der Grundpreis für die Endverbraucher wird anfänglich bei 750 € brutto im Jahr liegen und der Arbeitspreis für die Wärme bei 7,99 ct/kWh. Ein durchschnittlicher Haushalt erreicht somit Heizkosten von unter 200 € brutto pro Monat. Preise sind garantiert bis Ende 2025. In diesen Kosten sind auch die Wartung, Instandhaltung und Ersatz für die Übergabestation enthalten.
Bürgermeister von Bundorf Hubert Endres zeigt sich überzeugt: „Hier wurde eine neuartige Lösung für die Wärmeversorgung im ländlichen Raum geschaffen die, so sind der Gemeinderat und ich überzeugt, eine langfristig, preislich sichere Versorgung für unsere Bürger gewährleistet.“ Die Gemeinden könnten auf diese Art ihre kommunale Wärmeplanung auf ein neues Level heben und ihre Bürger dabei unterstützen, klimafreundlich Wärme zu beziehen. Bisher beschränke sich Fernwärme als Lösung in der Wärmewende weitgehend auf städtische Gebiete. „Das Interesse an unserem Pilotprojekt in Bundorf ist wahnsinnig hoch und wir können uns vor Nachfragen kaum retten,“ äußerst Pascal Lang, Vorstandsvorsitzender der EGIS eG.
Ladesäulen im Ort
Zum ganzheitlichen Ansatz des Projektes in Bundorf gehört auch die Versorgung der Gemeinde mit Ladesäulen für die Elektromobilität. In Zusammenarbeit mit der MaxSolar, der EGIS eG, regionalen Energieversorgern und durch die Unterstützung von Fördergeldern wurden insgesamt sechs Ladestationen, darunter eine Schnellladestation, mit je zwei Ladepunkten in der Gemeinde errichtet.
Fazit der Genossenschaft
„Das Konzept der Bundorfer Anlage ist einmalig in Deutschland; bisher wurde die Leistung von Energiewendeprojekten nicht ganzheitlich ausgeschöpft. Mit dieser Anlage beweisen wir, dass man Solaranlagen sektorenübergreifend betreiben kann“, erklärt EGIS-Vorstand Lang.
Mehrere Auszeichnungen
Das Sektorenkopplungsprojekt Bundorf wurde in diesem Jahr bereits mehrfach ausgezeichnet: mit dem TOP 100 Award sowie auch dem smarter E AWARD für Outstandig Projects. Das ausführliche Portrait zur Energie-Kommune des Monats finden Sie hier: www.unendlich-viel-energie.de/projekte/energie-kommunen/bundorf
Weitere Informationen:
https://www.maxsolar.com/referenzen/unsere-referenzen/detail/energiedorf-bundorf