Die kaj Solar GmbH aus Niedersachsen (Gemeinde Wurster Nordseeküste) ist vor allem in der Projektentwicklung von Solarparks tätig – von der Suche und Auswahl geeigneter Flächen bis zur Baugenehmigung. Ziel der Firma ist es nach eigenen Angaben, „ein baureifes, ökonomisch und ökologisch nachhaltiges Solarprojekt zu realisieren, das gewinnbringend für alle Beteiligten ist.“
Kaj Solar sieht sich bei Solarprojekten als zentraler Knotenpunkt, der wie ein Bauunternehmer beim Hausbau alle Fäden zusammenführt. Wir sprachen mit Geschäftsführerin Katharina Jantzen über die Dienstleistung und aktuelle Herausforderungen bei der Freiflächen-Photovoltaik.
Sie beraten Landwirte bei der Umsetzung von Solarparks. Wie genau sieht Ihre Dienstleistung aus?
Jantzen: Wir entwickeln und bauen klassische Freiflächenanlagen. Dabei versuchen wir, auf die speziellen Belange der Landwirtschaft einzugehen. Als Kind vom Land hatte ich immer Bezug zur Landwirtschaft, kenne also ihre Nöte und Sorgen. Es gibt in der Landwirtschaft viele Themen, die ein auswärtiger Finanzinvestor nicht verstehen kann. Das geht damit los, dass bei einem Solarprojekt auch der Hofnachfolger einbezogen werden muss. Denn eine Solaranlage steht für 30 Jahre und länger auf dem Feld. In der Landwirtschaft sind zudem viele Emotionen im Spiel, wenn Land, was seit Generationen bewirtschaftet plötzlich zu einem Solarpark wird. Bei der Flächenauswahl lasse ich mich von den Eigentümern leiten, sie wissen am besten, welche Flurstücke den schlechteren Boden, eine schwierige Lage haben oder am besten für eine Umnutzung geeignet sind. Ich versuche, das alles bei der Entwicklung eines Solarprojekts zu berücksichtigen. Die Projekte sollen als zweites Standbein für den Betrieb agieren, die Landwirtschaft finanziell stärken und die Planungssicherheit erhöhen. Das ist auch für viele Nachfolger sehr wichtig.
Außerdem bin ich näher an den Eigentümern, immer erreichbar und beziehe sie, wenn gewünscht, auch in die Planung ein. Beteiligung ist für mich nicht nur finanziell.
Wie unterscheidet sich Ihre Dienstleistung jetzt von anderen Projektierern?
Jantzen: Ich bin unabhängig von einer späteren Betreiberfirma, das heißt, ich bin nicht an Weisungen bezüglich Pachtpreise, Flächengröße usw. gebunden. Ich entwickle mit meiner Firma erst einen Solarpark bis zur Baureife und suche dann die passenden Investoren dafür. Die müssen dann die bestehenden Verträge mit dem Landwirt als Flächeneigentümer hinnehmen. Die Pachtpreise, die wir aushandeln, sind immer an die jeweilige Situation angepasst und realistisch gerechnet.
Aber aktuell bieten viele Firmen sehr hohe Pachtpreise von bis zu 5000 €/ha. Warum sollte ein Landwirt dann bei Ihnen einen Vertrag abschließen?
Jantzen: Ich erkläre ihnen zuerst, dass es fraglich ist, ob diese hohen Preise bis zum Ende der Vertragslaufzeit bestehen. Es werden sehr hohe Versprechungen gemacht. Ich dagegen habe meine Pachtverträge mit Anwälten und im engen Schulterschluss mit dem lokalen Landvolk entwickelt und sorge dafür, dass die Verträge auch für die Dauer der Anlagenlaufzeit eingehalten werden. Die Pachten sind nicht die höchsten, aber dafür weiß ich sicher, dass sie auch für 30 Jahre gezahlt werden. Auch können wir eine variable Komponente einfügen, bei der der Pachtpreis steigt, wenn das Projekt gut läuft oder die Strompreise steigen und somit eine gewisse Inflationssicherung bieten.
Was passiert, wenn das Projekt fertig ist? Bleibt der Landwirt dann mit dem Investor allein?
Jantzen: Nein, ich stehe dem Landwirt auch nach der Inbetriebnahme der Anlage zur Seite. Damit mir der Investor auch zuhört, halte ich bei jedem Projekt einen kleinen Anteil und kann dadurch immer zwischen Landwirt und Investor vermitteln, die meist völlig verschiede Sprachen sprechen. Zudem gehört zum Paket auch immer eine Beratung des Betriebs dazu.
Worin besteht diese Beratung?
Jantzen: Mein Fokus liegt dabei auf dem Flächenbewirtschafter, nicht ausschließlich auf den Flächeneigentümer. Ausschließlich renditeorientierte Projektgesellschaften wollen ja möglichst große Solarparks bauen, weil damit die Gewinnmarge höher ist. Aber es ist aus Sicht des Betriebs nicht sinnvoll, einen Großteil der Ackerflächen abzugeben. Daher schaue ich mir die Betriebsverhältnisse an. Wie wird der Betrieb bewirtschaftet, wie viel Fläche ist vorhanden, welche Pläne haben der aktuelle Betriebsleiter und sein Nachfolger? Wenn ein Betrieb mit 150 ha ganze 50 ha als Solarparkfläche verpachten will, rate ich definitiv ab. In Niedersachsen sind auch kleinere Projekte mit 10 bis 15 ha sinnvoll. Auch schauen wir gemeinsam, welchen Mehrwert ein Solarpark bieten kann. So hatte ich kürzlich ein Projekt mit einer Apfelplantage in der Nähe der Autobahn. Da haben wir festgelegt, dass der Solarpark zwischen Obstbäumen und Autobahn platziert werden kann, um einen Puffer bezüglich Emissionen bilden zu können.
Sie kommen von der Nordseeküste. Wie weit reicht Ihr Radius?
Jantzen: Heimat und Steckenpferd ist Niedersachsen, aber wir sind deutschlandweit aktiv.