Ist das die Trendwende, auf die Schaf- und Rinderhalter schon lange warten? Die Umweltministerkonferenz (UMK) hat jedenfalls einen spürbaren Kurswechsel hingelegt und sieht nun eine mögliche Übernahme des Wolfs aus dem Anhang II in Anhang III der Berner Konvention positiv. Durch diese Entscheidung, über die der Ständige Ausschuss der Berner Konvention in dieser Woche debattieren will, würde der Schutzstatus der Art von „streng geschützt“ auf „geschützt“ herabgestuft.
Auch Schutzstatus in der FFH-Richtlinie soll runter
Die UMK begrüßte in ihrer Sitzung am vergangenen Freitag in Bad Neuenahr/Ahrweiler, dass die Bundesregierung im Rat der Europäischen Union dem Vorschlag zur Änderung des Schutzniveaus zugestimmt hat. Sollte diese erfolgen, solle sich der Bund für eine Anpassung des Schutzstatus des Wolfs in der Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie einsetzen. Mit Beginn eines möglichen Rechtsänderungsverfahrens auf EU-Ebene wollen die Bundesländer gemeinsam mit dem Bund an einem Vorschlag zur nationalen Umsetzung arbeiten.
Hessens Umweltminister Ingmar Jung erläuterte, dass es der UMK um eine realistische Bestandsregulierung des Wolfes gehe. Dieser solle nicht ausgerottet werden. Ziel sei ein ausgewogenes Miteinander von Wolf, Weidetierhaltung und Kulturlandschaft. Dieses müsse zügig erreicht werden. Daher dürfe der Bund „nicht warten, bis auf EU-Ebene alles geregelt ist, sondern muss schon jetzt alle nationalen Regelungen vorbereiten, damit wir schnellstmöglich zu einem rechtssicheren Wolfsmanagement kommen“.
Wichtig für politische Glaubwürdigkeit
Jungs Schweriner Amtskollege Dr. Till Backhaus mahnte, dass den Menschen im ländlichen Raum eine weitere Verzögerung bei der Einführung eines rechtssicheren und artenschutzgerechten Wolfmanagements nicht zu vermitteln sei. Hieran hänge auch „ein gutes Stück politischer Glaubwürdigkeit“. Mit 209 Rudeln und 46 Paaren lebten derzeit rund 2.100 Wölfe in Deutschland, berichtete Backhaus. Die Tiere richteten erhebliche wirtschaftliche und bei den Tierhaltern auch psychische Schäden an.
Vom Bayerischen Bauernverband (BBV) kam im Vorfeld der Sitzung des Ständigen Ausschusses der Berner Konvention der Appell, dem Vorschlag der Europäischen Union zur Herabstufung des Schutzstatus des Wolfes zuzustimmen. „Diese Maßnahme ist unverzichtbar, um die Weidetierhaltung zu sichern und ein Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur zu gewährleisten“, erklärte BBV-Umweltpräsident Stefan Köhler, der auch Mitglied des EU-Parlaments ist. Herdenschutzmaßnahmen seien kein ausreichender Schutz vor Wolfsübergriffen. Neben einem schnellen Reaktionsmanagement bei Übergriffen werde eine deutliche Reduzierung des Wolfsbestandes gebraucht.