Die Europäische Union (EU–27) ist mit 449 Mio. Menschen auch nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs (69 Mio. Menschen) nicht nur der größte Binnenmarkt, sondern auch die zweitgrößte Handelsmacht der Welt; der Anteil der EU–27 am Welthandel (bezogen auf den Export und ohne Berücksichtigung des EU–Binnenhandels) betrug nach Angaben der WTO 2023 14,3 %, informiert der aktuelle Situationsbericht des DBV.
Der Anteil Chinas am Welthandel lag bei 17,5 % und der Anteil der USA bei entsprechend 10,5 %. Die EU–Importe hatten 2023 einen Anteil am Welthandel von 13,7 % (USA 15,9 %, China 12,9 %).
EU–Außenhandelsbilanz 2023 mit Exportüberschuss
Die Wareneinfuhren der EU gingen 2023 gegenüber Vorjahr um 16 % zurück. Grund dafür war vor allem ein Rückgang des Wertes für Energie infolge niedrigerer Energiepreise. Die Warenausfuhren dagegen blieben gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert (– 1 %). Durch den starken Rückgang der Einfuhren schloss die Warenhandelsbilanz 2023 mit einem positiven Saldo ab: Um 39 Mrd. € überstiegen die Exporte die Importe.
USA und China wichtigste Handelspartner der EU
Im Jahr 2023 blieben die Vereinigten Staaten und China mit einem Handelsvolumen (Exporte und Importe) von 851 Mrd. € oder 17 % des gesamten Warenverkehrs der EU bzw. mit 742 Mrd. € oder 15 % des EU–Warenverkehrs die zwei wichtigsten Handelspartner der Europäischen Union.
Mit China hatte die EU 2023 ein Handelsdefizit, das mit 282 Mrd. € gegenüber dem Vorjahr um 114 Mrd. € geringer ausfiel. Der traditionelle EU–Handelsbilanzüberschuss mit den USA nahm 2023 gegenüber Vorjahr um 6 auf 156 Mrd. € zu. Der drittwichtigste Handelspartner der EU ist das Vereinigte Königreich mit einem Handelsvolumen in 2023 von 515 Mrd. € (10 %).
Deutschland im Weltagrarhandel die Nummer vier
Bei den weltweiten Agrarexporten nimmt Deutschland Rang 4 und damit eine Spitzenposition ein. Von den im Jahr 2023 weltweit exportierten Agrargütern im Gesamtwert von 2.279 Mrd. US–Dollar stammten gut 4 % aus Deutschland. Mehr Agrarprodukte außerhalb ihrer Grenzen vermarkteten 2023 nur die USA, Brasilien und die Niederlande. Bei den weltweiten Agrarimporten nimmt Deutschland hinter den USA und China Rang 3 ein.
Brasilien mit weltweit größtem Exportüberschuss
Werden Exporte und Importe miteinander verrechnet, ergibt sich für Deutschland ein Agrarhandelsdefizit von 21 Mrd. US–Dollar (2023). Damit steht Deutschland auf Platz 6 der größten Nettoimporteure von Agrarprodukten. China, Japan, die USA und das Vereinigte Königreich haben weitaus größere Nettoimporte.
Der bei weitem größte Nettoexporteur ist Brasilien. Dieses Land exportierte 2023 für 130 Mrd. US–Dollar mehr Agrargüter, als es importierte. Mit großem Abstand folgen in der Rangliste der weltgrößten Agrar–Nettoexporteure die Niederlande und Argentinien.
EU–Agrarhandelsbilanz 2023 mit größerem Plus
Auf Basis der WTO–Definition von Agrareinfuhren und –ausfuhren, die Fisch und Fischwaren nicht berücksichtigt, hat die Europäische Union auch im Jahr 2023 einen Außenhandelsbilanzüberschuss bei Agrar– und Ernährungsgütern erzielt.
Weil bei unverändert hohen Ausfuhren die Einfuhren deutlich zurückgegangen sind, hat sich das Außenhandelsplus um rund 13 auf 70 Mrd. € erhöht.
Die EU–Agrarimporte beruhen vor allem auf beträchtlichen Einfuhren an Gemüse, Obst (jeweils einschließlich Verarbeitungserzeugnissen) sowie an Futtermitteln, Ölsaaten und Ölsaatenprodukten. Hinzu kommen umfangreiche Importe an Kaffee, Tee, Fleischwaren, Tabak und Kakao. Die EU ist bedeutender Exporteur vor allem bei Getreide, Milch, Fleisch (jeweils einschließlich Verarbeitungserzeugnissen), aber auch von Bier, Wein und Spirituosen. Nach der traditionellen nationalen Warenklassifikation, bei der insbesondere auch der Handel mit Fisch und Fischwaren Berücksichtigung findet, weist die EU–27 im Handel mit Agrarprodukten einen deutlich geringeren positiven Saldo auf, der für 2023 mit 48 Mrd. € veranschlagt wird.
EU für Entwicklungsländer ein offener Absatzmarkt
Für die Entwicklungs– und Schwellenländer ist die EU im internationalen Vergleich ein offener Absatzmarkt. Die Ausfuhren in die EU überwiegen. Ein großer Teil der Einfuhren entfällt auf Erzeugnisse, die nicht oder kaum mit EU–Produkten konkurrieren. Dazu gehören vor allem südländisches Obst und Gemüse sowie Kaffee, Kakao und Tee.
EU–Handel 2024 ohne Dynamik
Nach Ergebnissen für die ersten neun Monate des Jahres 2024 (Januar bis September) gehen die Einfuhren der EU weiter zurück (– 6 %), während die Ausfuhren den entsprechenden Vorjahrestand leicht überschreiten (+ 1 %). China blieb in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 nach den USA zweitwichtigster Haupthandelspartner der EU.
Die Importe aus China und die Exporte nach China gingen aber gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum wertmäßig jeweils um 3 % zurück. Auch im Handel mit den USA wurde im Vergleichszeitraum weniger importiert (– 3 %). Die EU–Exporte in die USA aber stiegen deutlich an (+ 6 %). Der Handel mit Russland ging wegen der kriegsbedingten Sanktionen weiter stark zurück (Importe – 34 %, Exporte – 17 %).
Agrarhandel wächst weiter
Der im Gesamthandel enthaltene Handel mit Nahrungsmitteln und lebenden Tieren entwickelte sich in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 positiv. Die Exporte nahmen im Durchschnitt der ersten neun Monate des Jahres 2024 gegenüber dem entsprechenden Vorjahresstand um gut 2 % zu, die Importe steigerten sich sogar um 5 %.
EU–Agrarexporte nach China dürften 2024 gegenüber dem Vorjahr deutlich geringer ausfallen (Januar bis September – 12 %). Die EU–Agrareinfuhren legen dagegen deutlich zu (Januar bis September + 5 %). Im Agrarhandel mit den USA sind in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 sowohl die Einfuhren (+ 11 %) als auch die Ausfuhren (+ 7 %) kräftig gestiegen.
Ukraine und Russland wichtige Player im Agrarhandel
Die Ukraine und Russland sind wichtige Produzenten und Exporteure von landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Unbestellte Felder in der Ukraine, Sanktionen gegen Russland, unterbrochene Transportwege – die Auswirkungen des Krieges beeinflussen auch die weltweite Versorgung. Bei wichtigen Grundnahrungsmitteln wie Sonnenblumenöl und Weizen gehören die Ukraine und die Russische Föderation zu den größten Exportländern der Welt.