Influenza- oder Grippeviren können in gekühlter Rohmilch bis zu fünf Tage infektiös bleiben. Das haben Wissenschaftler der kalifornischen Stanford University in einer aktuellen Studie nachgewiesen.
Dieser Befund fällt laut den Forschern in eine Zeit, in der Ausbrüche der Vogelgrippe bei Milchkühen Bedenken hinsichtlich des Potenzials einer neuen Pandemie geweckt haben. „Diese Arbeit unterstreicht das potenzielle Risiko einer Übertragung der Vogelgrippe durch den Verzehr von Rohmilch und die Bedeutung der Milchpasteurisierung“, erklärten die Wissenschaftler.
Influenzavirus kann Oberflächen in Molkerei kontaminieren
Die tagelange Persistenz des infektiösen Influenzavirus in der Rohmilch gebe Anlass zur Besorgnis über mögliche Übertragungswege. Ein Virus könnte Oberflächen und andere Umweltmaterialien in Molkereibetrieben kontaminieren und so ein Risiko für Tiere und Menschen darstellen. Schließlich werde Rohmilch im Gegensatz zu pasteurisierter Milch nicht erhitzt, um potenziell schädliche Krankheitserreger abzutöten.
Obwohl sich die Vogelgrippe noch nicht als gefährlich für den Menschen erwiesen habe, könnte sie mutieren, um es zu werden, so die Forscher. Die jüngste Entdeckung der Vogelgrippe bei Rindern habe bereits Fragen über ihre mögliche Übertragung durch Milch und andere Milchprodukte aufgeworfen.
Grippeviren infizieren den Wissenschaftlern zufolge allein in den USA jedes Jahr mehr als 40 Mio. Menschen; es gebe jährlich über 50.000 Todesfälle. Diese Art von Viren könne von Tieren auf Menschen übertragen werden, wie im Fall der Schweinegrippe, die zwischen 2009 und 2010 weltweit zu 1,4 Mrd. Infektionen beim Menschen geführt habe.
Die Wissenschaftler untersuchten die Persistenz eines Stammes des humanen Influenzavirus in roher Kuhmilch bei typischen Kühltemperaturen. Das Grippevirus mit der Bezeichnung H1N1 PR8 überlebte und blieb bis zu fünf Tage lang infektiös in der Milch. Darüber hinaus fanden die Forscher heraus, dass die RNA des Grippevirus mindestens 57 Tage lang in der Rohmilch nachweisbar blieb. Im Vergleich dazu zerstörte eine Pasteurisierung die infektiöse Influenza in der Milch vollständig und reduzierte die Menge an viraler RNA um fast 90%, eliminierte sie jedoch nicht vollständig.