In jedem Jahr erscheint eine aktualisierte Version der "Roten Liste". In diesem Sammelwerk ist der Zustand der Artenvielfalt auf der Erde erfasst. Je nach Populationsgröße und Grad der Bedrohung auszusterben, werden innerhalb der roten Liste Artvertreter über alle Spezies hinweg in verschiedene Gefährdungskategorien eingeteilt.
Welche Kategorien der Gefährdung gibt es in der roten Liste?
Gefährdete Arten sind in Abhängigkeit ihrer Bedrohung auszusterben in die folgenden Kategorien eingeteilt:
Vorwarnstufe
gefährdet (III)
stark gefährdet (II)
extrem gefährdet (I)
Egal ob Säugetiere, Wirbellose, Insekten oder Amphibien - in jeder Spezies finden sich Artgenossen, die es durch ihre geringe Populationsgröße und ihren Gefährdungsgrad in die rote Liste geschafft haben. Einige Vertreter sind vor allem durch den Klimawandel und ihre geringe Anpassungsfähigkeit an sich veränderte Umweltbedingungen immer stärker gefährdet.
Auch einige Nutztierrassen, die zwar klimatisch angepasst sind, jedoch nicht schnell und genug Fleisch ansetzen, Eier legen oder genetische Stärken aufweisen, werden häufig nur noch aus Interesse gehalten. Damit sinkt auch die Populationsgröße und die genetische Vielfalt. In diesem Sammelbeitrag lesen Sie, welche Nutztierrassen derzeit in der roten Liste als "extrem gefährdet" eingestuft werden.
Rotbuntes Husumer Schwein
Beim rotbunten Husumer Schwein ist der Name Programm. Neben der großrahmigen Statur hat das Husumer Schwein, ähnlich die das Angler Sattelschwein, eine charakteristische rot-weiße Färbung. Diese häufig im Freiland gehaltenen Schweine zeichnen sich durch ihre Robustheit und Winterhärte aus und besitzen ein ruhiges Gemüt und zeigen bei den Sauen gute Muttereigenschaften. Das rotbunte Husumer Schwein und das Angler Sattelschwein werden zusammen mit dem Schwäbisch-Hällische Schwein in der Sammelbezeichnung "Deutsches Sattelschwein" zusammengefasst.
Durch die schwindende Populationsgröße des rotbunten Husumer Schweins, hat sich der Förderverein Rotbuntes Husumer Schwein e.V. zusammengeschlossen und macht auf Inzuchtproblematiken, Fördermaßnahmen und Zuchtkriterien zur Erhaltung bestimmter Linien aufmerksam.
Angler Sattelschwein
Auch das Angler Sattelschwein gehört mittlerweile zu den gefährdeten Schweinerassen unter der Sammelbezeichnung "Sattelschwein". Nach Angaben der Gesellschaft zur Erhaltung gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) findet man Einzelbestände vor allem in Nord- und Ostdeutschland. Ursprünglich stammt diese großrahmige Schweinerasse von der Halbinsel Angeln in Schleswig-Holstein und gilt seit 1937 als eigenständige Rasse. Das Angler Sattelschwein eignet sich für alle Formen der extensiven Haltung sowie Hütten- und Weidehaltung.
Züchter des Angler Sattelschweins werden aufgrund der geringen Populationsgröße von der Landesregierung Schleswig-Holstein in Form von Wurfprämien finanziell unterstützt. Zudem trägt der "Förderverein Angler Sattelschwein" weitere Erhaltungsbemühungen.
Angler Rind
Das Angler Rind wird seit 2002 als gefährdete Rinderasse in der roten Liste aufgeführt. Wie das Angler Sattelschwein stammt auch das Angler Rind von der Halbinsel Angeln an der Ostseeküste in Schleswig-Holstein.
Obwohl die ursprünglichen Populationen mittlerweile nahezu verdrängt wurden, wurde das Angler Rind in viele bekannte Rassen, wie das Harzer Rotvieh, das Frankenvieh, das Glanvieh oder verschiedene Rinderrassen in Osteuropa eingekreuzt. Der genetische Vorteil besteht vor allem an der hohen Anpassungsfähigkeit an extreme Klimabereiche und die Vererbbarkeit der Mastitis-Resistenz, die bei dem Angler Rind positiv getestet worden ist.
Nach Angaben der GEH beschäftigt sich das Projekt "Infrastrukturaufbau für die bundesweite Zucht bestandsgefährdeter Nutztierrassen" mit der Untersuchung alter Zuchtrichtungen und führt Bestandsaufnahmen des Angler Rindes vor.
Ansbach Triesdorfer Rind
Nach Angaben der GEH existierten in der Hochzucht um 1896 rund 190.000 Ansbacher Triesdorf Tiere weltweit. In Deutschland kam diese mittelgroße und robuste Rinderrasse vor allem in Mittelfranken vor, wo es heute noch immer auf einigen Betrieben gehalten wird. Das Ansbach Triesdorfer Rind ist eine Zweinutzungsrasse mit Betonung auf Fleisch und Milch und einer Jahresmilchmenge von ca. 5000 kg. Aktuell überwacht vor allem der Rinderzuchtverband Mittelfranken e.V. die Populationsentwicklung und die genetische Vielfalt.
Im Jahr 1888 wurde das bayerischen Körgesetzes verabschiedet. Infolge dessen kam es in den folgenden Jahren zu einem stätigen Bestandsrückgang. Der Grund: Durch das Körgesetz durften nur noch Ansbach Triesdorfer Rinder mit der charakteristischen "Tiger-Fellzeichnung" zur Zucht verwendet werden. Diese strengen Kriterien führten dazu, dass viele Tiere aus der Zucht ausgeschlossen wurden, selbst wenn sie sonst robust und leistungsfähig waren. Durch die Fokussierung auf die Fellzeichnung wurde der Genpool drastisch eingeschränkt. Dies führte nicht nur zu einer Verringerung der genetischen Vielfalt, sondern auch zu einer erhöhten Anfälligkeit für Krankheiten und andere genetische Probleme. Mittlerweile sind nur noch Kreuzungstiere vorhanden.
Andalusier Huhn
Das Andalusier Huhn zeichnet sich durch einen auffälligen Kamm, große Eier und weißes Fleisch aus. Früher war dieser Hühnerrasse durch ihre anspruchslose Haltung sehr beliebt, bis sie von Hybridhühner verdrängt worden. Nach Angaben von Hühnerhaltung.org nutze selbst Gregor Mendel diese altertümliche Rasse zur Untersuchung der dominant-rezessiven Vererbungslehre heran.
Wie es der Name bereits verrät, stammt das Andalusier Huhn aus der Provinz Andalusien in Spanien. Seit einigen Jahrhunderten ist es aber auch in Deutschland heimisch. Mittlerweile sind in Deutschland weniger als 100 Hähne und weniger als 300 Hennen vertreten. In der Schweiz setzt sich seit 1895 vor allem der "Sonderverein Züchter Blauer Andalusier und Zwerg-Andalusier" für den Erhalt der Rasse ein.
Bergische Schlotterkämme
Die bergische Schlotterkämme kommt vor allem in Nordrhein Westfalen und dem Bergischen Land vor. Sie zählt zu den ältesten deutschen Hühnerrassen und entstand nach Angaben der GEH wahrscheinlich im 18. Jahrhundert aus einer Kreuzung von Bergischen Krähern und eingeführten spanischen Hühnerrassen.
Aufgrund ihrer Populationszahl ist die Bergische Schlotterkämme hochgradig gefährdet. Die GEH gibt an, dass die Rasse ohne einen verantwortlichen Züchtungsring, der sich dem Erhalt der Rasse verpflichtet, nicht zu halten ist. Eine Bestandszählung im Raum Deutschland aus 2016 ergab 66 Hähne und 232 Hennen.
Lippengänse
Die Lippengans ist eine weiße oder gescheckte, mittelhoch stehende Landgans mit einem mittlerem Gewicht 5,5 bis 6 kg. Im Zuchtziel sind vor allem die Anspruchslosigkeit, die geringe Krankheitsanfälligkeit und die Wetterfestigkeit verankert. Verbreitet sind die Lippengänse – wie es der Name bereits verrät – im Raum Ostwestfalen-Lippe. Hier hat die Lippengans auch ihren Ursprung. Durch den Einfluss einheimischer Landgänse und unter Einfluss der Diepholzer Gans ist nach Angaben der GEH seit 1860 die Bezeichnung „Lippengans“ zurück verfolgbar.
Der maßgebliche Bestandsrückgang erfolgte in den 1950er Jahren, als veränderte Ernährungsgewohnheiten und günstige Importe aus dem Ausland die Population in Deutschland stark verschlankten. Im Oktober 1999 gründete sich die Interessengemeinschaft Stammbuch Lippegans“, mittlerweile umbenannt als „Stammbuch Lippengans e.V.“, zur genetischen Erhaltung der Lippengans. Nach Angaben der GEH ergab eine letzte Bestandszählung im Jahr 2016 insgesamt 49 Lippenganter und 59 Lippengänse.
Die dunkle Biene
Nach Angaben des „Zuchtverbandes Dunkle Biene Deutschland e.V.“ war die dunkle Biene bis in die 1850er Jahre die einzig natürlich vorkommende Bienenart in Deutschland und weiten Teilen Europas. Sie wird auch als „Nordbiene“ bezeichnet und gilt als besonders winterhart und nutzt ihre Vorräte deutliche sparsamer als andere Honigbienenarten. Durch diese Eigenschaften konnte sich die dunkle Biene vor allem an die Umweltbedingungen in Mittel- und Nordeuropa anpassen. Der Klimawandel wirkt sich mittlerweile auf die Populationsgrößen aus und fordert eine Migration der dunklen Biene in nördlichere Regionen Europas.
Mittlerweile haben sich in ganz Europa Imker, Züchter und Artenschützer zusammengeschlossen, um dem Aussterben der dunklen Biene entgegenzuwirken. Aus diesem Zusammenschluss entstand auch der Zuchtverbandes Dunkle Biene Deutschland. Die dunkle Biene sei die einzige natürlich vorkommende Biene in den Alpen, Pyrenäen und der hohen Tatra und sei daher sehr schützenswert.