Experten hatten lange darüber diskutiert, wie hoch ein Wolf eigentlich springen kann. Ergebnis war die Empfehlung, dass ein 1,20 m hoher Zaun die Weidetiere dahinter sicher schützt. Und wenn trotzdem ein Wolf reinkommt, muss der Tierhalter bestimmt etwas falsch gemacht haben, heißt es immer von Naturschutzseite.
Dass die Tierbesitzer aber recht mit der Aussage haben, sicherer Herdenschutz sei gar nicht möglich, beweist ein Video aus dem Wolfsgebiet Schermbeck. Die Zeitung NRZ der Funke Mediengruppe berichtet über Schafhalter Sümpelmann, der wiederholt Tiere an den Wolf verloren hat. Nach Antragsverfahren hatte er dann im Juli einen Herdenschutzzaun nach amtlichen Richtlinien gebaut – und im August wieder Schafe verloren.
Dabei ist sein Zaun mit 1,40 m Höhe sogar 20 cm höher als empfohlen - mit Strom und Untergrabschutz. Er hatte 30.000 € gekostet, abzüglich 10.000 € Förderung.
Wolf hatte im Gebüsch auf Abfahrt der Menschen gewartet
Am 8. Oktober war er nun erneut an der Weide. Das Gahlener Bürgerforum hat laut NRZ Bilder einer Überwachungskamera veröffentlicht. Sie gehört zum Sicherheitssystem des Hofes, heißt es. Silke Sümpelmann berichtet, dass das Tier 15 Minuten nach Abfahrt der letzten Fahrzeuge um 23 Uhr kam. Der Wolf sei dann zunächst am Zaun hin und hergelaufen. Als er die flüchtenden Schafe dann gesehen habe, sei er über den Zaun gesprungen. Der Beutetrieb hatte da wohl den entscheidenden Impuls gegeben.
Zum Glück muss der Räuber wohl gestört worden sein, denn 11 Sekunden später sprang er ohne Beute wieder hinaus. Familie Sümpelmann hat die Aufnahmen dem Landesumweltamt (Lanuv) zu Dokumentationszwecken zur Verfügung gestellt.