Nachdem der Discounter Lidl im Jahr 2023 den Anfang machte und sich selbst verpflichtete, den Anteil pflanzlicher Proteine im Sortiment zu steigern (top agrar berichtete), zieht die Rewe Group nun nach. In einem Interview mit der Lebensmittelzeitung gab Emilie Bourgoin, Group Director für Public Affairs, kürzlich erste Einblicke in die Pläne. Ein konkretes Positionspapier mit Details soll folgen.
Demnach will sich der Handelskonzern generell zur sogenannten Planetary Health Diet (PHD) bekennen. Dabei handelt es sich um eine internationale Ernährungsempfehlung, die vor dem Hintergrund einer wachsenden Weltbevölkerung vorsieht, den Anteil tierischer Proteine an der Ernährung zu reduzieren und stattdessen Alternativen zu fördern. Verschiedene Agrarverbände hatten die "übermäßige Betonung einer pflanzlichen Ernährung" zuletzt kritisiert.
Vier Säulen der Proteinstrategie von Rewe
Sortimentsanpassung: Dem Interview zufolge sollen die Sortimente in den Märkten von Rewe und Penny in Deutschland sowie Billa in Österreich angepasst werden. Derzeit werden Emilie Bourgoin zufolge vorerst Daten erhoben. Nach deren Auswertung sollen konkrete Ziele zur Umstellung der Sortimente definiert werden.
Innovationen fördern: Zweitens will der Lebensmittelhändler Innovationen im Bereich alternative Proteine fördern und beim Aufbau eines "Foodtech-Ökosystems" helfen. Das umfasst nicht nur die Bereitstellung von Regalplätzen, sondern auch die Zusammenarbeit mit Start-ups. So habe Rewe bereits Jungunternehmen wie Infinite Roots (Proteine aus der Fermentation von Pilzmyzel) sowie Formo (Tierfreie Käsealternativen durch Präzisionsfermentation) finanziell unterstützt.
Förderung von "bewusster Ernährung": Das Thema "bewusste Ernährung" soll kommunikativ sowie durch Bonusprogramme gefördert werden. Außerdem will die Rewe Group dem Interview zufolge Ersatzprodukte der Eigenmarken mit einem einheitlichen Label versehen.
Politischer Rahmen / Mehrwertsteuersätze: Rewe will unter "Einbeziehung der heimischen Landwirtschaft" auf einen "fairen politischen Rahmen" hinarbeiten. So will sich der Handelskonzern etwa für eine Angleichung der Mehrwertsteuersätze stark machen und ändern, dass für Grundnahrungsmittel tierischen Ursprungs 7% gefordert werden, während für Milchalternativen 19% gelten.
"Tierische und alternative Proteine nicht gegeneinander ausspielen"
Im Interview mit der Lebensmittelzeitung betont die Rewe-Managerin, dass "tierische und alternative Proteine nicht gegeneinander ausgespielt werden" sollen. Es gehe vielmehr darum, "Transparenz, Chancengleichheit und eine Vielfalt im Angebot" zu schaffen. Auch die heimische Landwirtschaft solle dabei eine "zentrale Rolle" spielen.