Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Baywa in Insolvenzgefahr Ernte 2024 Afrikanische Schweinepest

topplus Aussaat

Die Besten Gerstensorten für den Süden

Extreme Wetterlagen nehmen zu. Dadurch werden gesunde und ertragsstabile Sorten auch bei der Wintergerste immer wichtiger. Auf diese Sorteneigenschaften kommt es an.

Lesezeit: 8 Minuten

Unsere Autorin:
Dr. Heike Knörzer, Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg

Schon immer galt: Jedes Jahr ist anders. Doch mittlerweile unterscheiden sich die Jahre extrem, sodass Klima- und Umweltbedingungen immer mehr zum Prüfstein werden. Die Ertragsstabilität und damit das Gesamtpaket agronomischer Eigenschaften gewinnen bei der Sortenwahl mehr und mehr an Bedeutung.

Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Im Anbaujahr 2023/24 war wenig von den im Süden meist heißen, trockenen Bedingungen zu spüren, unter denen sonst gerade die zweizeiligen Gerstensorten mit guten Kornqualitäten punkten können. Die Anbaufläche der Wintergerste stieg 2023 auf rund 90.000 ha in Baden-Württemberg (BW) – rund 8 % mehr als im Vorjahr. Hierbei handelt es sich überwiegend um Futtergerste oder innerbetrieblich veredeltes Getreide.

Der Anstieg ist auf den ersten Blick überraschend, da die Anzahl schweinehaltender Betriebe in Baden-Württemberg in den letzten vier Jahren um 26 % zurückging. Das könnte sich in Zukunft auch auf den Anbauumfang auswirken. Diesem Trend tritt die Gerste mit Vorteilen in Fruchtfolge und in der ökonomischen Bewertung entgegen.

Aufschlussreiches Frühjahr

In diesem Frühjahr kam sie gut bestockt aus einem milden Winter und konnte früh im Mai die Ähren schieben. Allerdings führten die schwankenden Temperaturen mit Kälteperioden und regionalen Nachfrösten zu Problemen. Bei Tiefstwerten von -10°C kam es in der Folge zu verkürzten Ähren und tauben Ährenabschnitten bzw. Laternenblütigkeit. Entscheidend war zu diesem Zeitpunkt das Entwicklungsstadium der Sorten. Tendenziell waren früh ährenschiebende Sorten, wie z. B. Fascination (ASP 3), aber auch Aretha, KWS Morris, Integral und RGT Mela stärker betroffen.

Der Krankheitsbefall hielt sich zu Beginn der Vegetationsperiode noch in Grenzen. Doch dann folgte vielerorts bald intensiver Ramularia-Befall, mit raschen Infektionen bis ins Fahnenblatt und in die Grannen hinein. Hier zeigte sich, dass Ramularia nicht immer auf die Kombination von viel Sonne und Feuchtigkeit angewiesen ist. Denn trotz des trüben Wetters trat die Krankheit oft vehement auf, besonders in früh entwickelten Beständen. Als ramulariaanfällig wurde die neue Aretha (ASP 6) eingestuft, auch Bordeaux war stark befallen.

Das wechselhafte Wetter und die raschen Infektionsverläufe machten es 2024 zudem schwierig, passende Spritzfenster zu finden. Hier waren standfeste, gesunde Sorten mit wenig Ährenbruch im Vorteil, die ihr Fahnenblatt lange gesund halten konnten. Dazu gehörten die Sorten Almut, Arthene, KWS Tardis sowie Esprit, KWS Exquise oder Winnie.

Wo die Fungizide passend kamen, berichteten die süddeutschen Pflanzenbauberater hingegen von einer Wirkung „wie aus dem Bilderbuch“. In der unbehandelten Variante der Landessortenversuche (LSV) gingen nach dem Ährenschieben vor allem die Sorten Goldmarie, Orcade, SU Virtuosa und die beiden Hybriden SY Galileoo und SY Loona ins Lager.

Mehr virusresistente Sorten

Das frühe Auftreten des Gerstengelbverzwergungsvirus (BYDV) versprach 2023 im Hinblick auf die resistenten Sorten interessant zu werden. Doch in Baden-Württemberg verwuchsen sich die Befallsherde über den Verlauf der Vegetationsperiode. So führte das Virus nicht primär zu Ertragseinbußen. Mittlerweile sind einige dieser virusresistenten Sorten am Markt, wie z. B. die Neuzulassungen Fascination, Bonnovi und Orcade sowie Integral, KWS Exquise und SU Virtuosa.

Generell werden Sorten mit neuer Resistenz nach ihrer Zulassung bevorzugt in die LSV-BW aufgenommen, um sie für Standorte mit spezifischer Krankheitsproblematik empfehlen zu können. Außer Fascination haben alle in den LSV geprüften Sorten auch eine Resistenz gegenüber dem Gelbmosaikvirus (GMV) Typ 1, wobei Avantasia, Julia, SU Hetti und Bonnovi auch gegen Typ 2 resistent sind. Diese Sorten mit multiplen Virusresistenzen können mittlerweile ertraglich auch in Jahren ohne Gelbverzwergung mithalten.

Aufschluss über Sorten­gesundheit und Qualität

Generell bieten die Ergebnisse der Landessortenversuche nicht nur eine unabhängige und mehrjährige Einschätzung der Sortenleistungen, sondern liefern durch die Varianten V1 und V2 auch wertvolle Einschätzungen des agronomischen Gesamtpakets einer Sorte, inklusive ihrer Ertragsleistung, Ertragsstabilität und Qualitäten. Wie gesund und standfest ist eine Sorte? Wie sehr schwanken Erträge je nach Standort und Jahr?

In der reduzierten Stufe (V1) werden keine Fungizide und Wachstumsregler nur in Ausnahmefällen eingesetzt. Dadurch lassen sich Toleranzen und Resistenzen sowie Lager und Halmbruch einschätzen und somit die Leistung einer Sorte bei reduziertem Pflanzenschutzmitteleinsatz.

In der integrierten Stufe (V2) werden Fungizide angelehnt an die Vorgaben des Integrierten Pflanzenschutzes eingesetzt. Mehrzeilige und zweizeilige Sorten werden dabei in getrennten Versuchen geprüft und stehen parallel an acht Versuchsstandorten, die die Bodenklimaräume in Baden-Württemberg charakterisieren (siehe Übersicht 2 und 3).

Infolge sinkender Tierzahlen und eigener Verwertung im Betrieb steht in Süddeutschland die Vermarktungsfähigkeit der produzierten Partien im Vordergrund, und hier maßgeblich das Hektolitergewicht (hl-Gewicht) und die Sortierung (> 2,2 mm) mit dem daraus berechneten Marktwarenertrag. Die Sortierung der meisten Zweizeiler liegt in den Versuchen über 98 %, wobei vor allem Almut, Arthene, KWS Tardis, Lautetia und Bordeaux mehrjährig sehr gute Ergebnisse im Marktwarenertrag erzielten.

Einjährig sind zusätzlich LG Campus, Royce und Goldmarie zu nennen. Über 90 % in der Sortierung > 2,5 mm erzielen mehrjährig Almut, Arthene, Lautetia und Bordeaux. Das geforderte hl-Gewicht von 64 kg/hl wird in der Regel sicher erreicht und liegt bei den mehrzeiligen Gersten in den Versuchen nur geringfügig unterhalb der zweizeiligen. SY Galileoo, Esprit und KWS Exquise weisen relativ stabile und hohe Sortierungen auf, einjährig sind Integral und Winnie zu beobachten.

Die geprüften mehrzeiligen Gerstensorten

Folgende  mehrzeilige Sorten werden aktuell am LTZ geprüft:

  • Esprit überzeugt mehrjährig mit stabilen Ertragsleistungen. Die spätreife Gerste hat eine gute Ährenstabilität. Schwächen hat sie bei Zwergrostanfälligkeit und Halmstabilität.

  • Die kurzstrohige Wintergerste KWS Exquise überzeugt mit ihrer guten Halm- und Ährenstabilität bei mittlerer Standfestigkeit. Neben einer BYDV-Resistenz ist die Sorte auch blattgesund.

  • Julia liegt mit 102 % (V1) bzw. 104 % (V2) Relativertrag knapp an der Spitze. Sie ist durchschnittlich blattgesund, mit Schwächen in der Strohstabilität.

  • Avantasia zeigt sich bei den Relativerträgen 2023 in beiden Varianten überdurchschnittlich. Die Sorte neigt zu Lager und Ährenknicken. Auffällig sind die stärkeren Ramulariainfektionen und die hohe Anfälligkeit für Zwergrost (BSL 7).

  • Winnie zeigt in den LSV 2023 durchschnittliche Ertragsleistungen. Ob ihr recht gutes Ertragspotenzial in der Beschreibenden Sortenliste mehrjährig Bestand hat, muss sich zeigen. Die langstrohige Gerste hat eine gute bis mittlere Strohstabilität. Sie neigt zu Ährenknicken, hat aber eine gute Resistenz gegenüber Zwergrost.

  • Integral ist BYDV-resistent und hat auch sonst eine solide Gesundheitsausstattung mit einer guten Ramulariatoleranz. Die Sorte ist kurzwüchsig und standfest.

  • Ebenso BYDV-resistent und mit ausgewogener Blattgesundheit ausgestattet ist SU Viruosa – mit Ausnahme einer Zwergrostanfälligkeit.

  • Die langjährig geprüfte Hybride SY Galileoo präsentiert sich zunehmend heterogen und schwankt zwischen ertragsstark und ertragsschwach. Sie neigt zu Ährenknicken und zeigt 2024 Lager.

Die geprüften zweizeiligen Gerstensorten

Folgende zweizeilige Sorten prüft das LTZ aktuell:

  • Die 2024 meistvermehrte Sorte in Baden-Württemberg ist Arthene mit 104 ha. Sie beeindruckt mit sehr guten agronomischen Eigenschaften wie Standfestigkeit, Halm- und Ährenstabilität. Zudem ist sie ertragsstabil, ihr hl-Gewicht und die TKM sind beachtlich.

  • Almut ist eine sehr stroh- und ährenstabile frühe Gerste mit einer guten Blattgesundheit. Mit 103 % Relativertrag in der unbehandelten Variante überzeugt die Sorte 2023 fast überall.

  • Bordeaux liefert beständige Erträge um den Durchschnitt, aber vorwiegend bei intensiverer Führung. Sie ist anfällig für Blattkrankheiten.

  • Die Kornerträge von Goldmarie liegen im Durchschnitt, wobei sie sehr standortabhängig sind. Sie besitzt eine gute Resistenzausstattung. Schwachpunkt ist die Strohstabilität.

  • KWS Tardis liefert beständig sehr gute Erträge. Mehrjährig kommt die Gerste auf ein hohes Ertragsniveau. Schwächen zeigt sie bei Mehltau und Ramularia. Standfestigkeit und Rhynchosporiumtoleranz sind hervorzuheben.

  • Die Ertragsleistungen der EU-Sorte LG Campus lag 2023 bei sehr guten 102 % rel. in V1 und V2. Auch mehrjährig sind die Ergebnisse gut. Strohstabilität und Blattgesundheit sind durchschnittlich. Schwächen gibt es bei Ährenstabilität und Mehltautoleranz.

  • Royce zeigt sich unbeständig: 2022 war sie unterdurchschnittlich, 2023 lieferte sie in der integrierten Variante mit 104 % rel. den höchsten Ertrag. Sie benötigt eine intensive Bestandesführung.

  • SU Laubella hat ein ausgeglichenes Gesundheitsprofil mit guten Toleranzen gegenüber Mehltau und Rhynchosporium. Zu beachten ist ihre Neigung zu Lager und Halmknicken. Mehrjährig pendelt sich ihr Ertrag leicht unter Durchschnitt ein, wobei sie auf geeigneten Standorten sehr hohe Erträge realisieren kann.

Die neuen Sorten in den Landessortenversuchen

Das Bundessortenamt hat 2024 zwölf neue Sorten zugelassen. Dass die Pflanzengesundheit immer wichtiger wird, zeigt auch, dass fünf der neuen Sorten eine BYDV-Resistenz haben. Diese Newcomer standen im LSV-BW:

  • Aretha (zz) hat eine GMV-Doppelresistenz und eine hohe Kornqualität.

  • Bonnovi (zz) hat eine multiple genetische Virusresistenz, sowie APS 3 bei Zwergrost, Halm- und Ährenknicken.

  • KWS Andris (zz) bezeichnet der Züchter als die gesündere KWS Tardis.

  • LG Callista (zz) besitzt gute bis sehr gute Resistenzen gegen Zwergrost, Rhynchosporium,  Ramularia- und Mehltau.

  • Orcade (zz) ist BYDV-resistent und bestockungsfreudig bei hoher TKM.

  • Fascination (mz) schiebt sehr früh die Ähren, ist wüchsig und bestockungsfreudig und hat eine BYDV-Resistenz.

  • RGT Mela gilt als trockentolerant und hat bei der Qualität hohe Noten.

  • SU Hetti (mz) ist ein strohstabiler, robuster Einzelährentyp mit Bestnoten für Qualität.

  • SY Loona EU (mz/Hybride) vereint Ertragspotenzial und Kornqualität bei niedrigen Bestandsdichten.

Mehr zu dem Thema

top + Ernte 2024: Alle aktuellen Infos und Praxistipps

Wetter, Technik, Getreidemärkte - Das müssen Sie jetzt wissen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.