Der Markt für Fleisch-Alternativen wächst wieder. Doch wie entwickelt sich das Angebot und was sind zukünftige Trends bei alternativen Proteinen? Auf der Grünen Woche in Berlin veranstaltete die DLG (Deutsche Landwirtschaftliche Gesellschaft) eine Podiumsdiskussion zur Transformation der Lebensmittelbranche und zur Rolle alternativer Proteine.
Was wünscht sich der Verbraucher und welche Perspektiven werden Landwirten geboten? Diesen Fragen gingen Prof. Dr. Ute Weisz (TUM, Leitung Plant Proteins and Nutrition), Michael Wendland (Pflanzenkraft), Alexander Liedke (Leiter CSR Einkauf, Lidl) und Dr. Alexander Stephan (Berater, Neue Proteine und Innovationsperspektive) nach. "Auf den Verbraucher komme es an" und konkrete Trends ließen sich derzeit kaum bestimmten, heißt es. Wollen die Konsumenten Kopien traditioneller Gerichte oder doch neue Alternativen? Viele Fragen blieben offen. Aber eins zeigte sich: Die Produkte müssen unkompliziert sein und schmecken.
Transformation der Milch- und Fleischbranche – wie reagiert der Verbraucher?
„Wir müssen uns verändern…“, begann Dr. Alexander Stephan seinen Einstiegsvortrag. Es zeige sich ein klarer Trend hin zur pflanzlichen Ernährung, betonte Stephan. Doch auch auf die Nachhaltigkeit und eine gesunde Lebensweise komme es an. Das sei nicht bei jedem Ersatzprodukt gegeben und darauf müsse man hinweisen. Besser noch, betonte Stephan, der Markt muss sich transformieren und mehr nachhaltig produzierte Alternativen sollen eingeführt werden.
Das wünsche sich vor allem der Verbraucher, schlussfolgerte Stephan. Auch ethische Aspekte spielten dort eine Rolle. Das Bewusstsein der Verbraucher für eine gesunde Ernährung habe sich in den vergangenen Jahren drastisch verbessert. Das sehe man auch am „Fermentations-Trend“, gab Stephan an.
Eine große Hürde sei nach wie vor der Preis alternativer Lebensmittel – und das aus zwei Gründen, betonte Stephan. Einerseits muss der Preis den Verbrauchern angepasst werden, damit ein regelmäßiger Kauf zustande kommen könne. Auf der anderen Seite müsse man auch die Konkurrenz im Auge behalten. Wenn das eigene Produkt also nicht unter bestimmten Bedingungen zu einem günstigen Preis angeboten werden könne, bietet es ein anderer an. Ein Drahtseilakt, sowohl für Landwirte, als auch für weiterverarbeitende Unternehmen.
Was ist den Verbrauchern wichtig?
Der Alltag ist häufig stressig und auch bei der Wahl der Mahlzeiten spielen häufig zwei Faktoren eine wichtige Rolle: Das Essen muss schmecken und es muss unkompliziert zubereitet werden können, betonte Prof. Dr. Ute Weisz. Ersatzprodukte seien schon länger auf dem Markt, "manche waren es möglicherweise zu früh", hob Weisz hervor. Die Produkte um die Jahre 2018/2019 waren zum Teil unausgereift, vor allem im Geschmack. Das habe viel an Verbraucherakzeptanz gekostet, so Weisz.
Worauf setzt der LEH? Was können Landwirte erwarten?
Vom Veggi-Schnitzel über Insektenburger bis zu Tofu-Alternativen ohne Bezug zu originalen Fleisch-Gerichten sind die Möglichkeiten vielfältig. Gewohntes nachmachen oder neue Alternativen anbieten? Das sei nicht so einfach zu beantworten, betonten alle Teilnehmer der Expertenrunde.
Die deutsche Küche ist sehr fleischlastig. Das eröffnet viele Möglichkeiten für pflanzliche Kopien. Da sich das Ersatzprodukt so einfach in bestehende Rezepte integrieren lässt, sind Unternehmen damit bisher gut gefahren, sagte Alexander Liedke. So wird der Anspruch der „einfachen Zubereitung“ schonmal erfüllt. Doch wie steht es um den Geschmack?
Ute Weisz fasste zu dieser Frage kurz zusammen: Besonders wichtig für den erneuten oder regelmäßigen Kauf seien der Geschmack, die Struktur und die Konsistenz der Produkte. Auch der Proteingehalt spielt eine immer größere Rolle. Denn der Verbraucher möchte, ihrer Erfahrung nach, nicht nur etwas Leckeres essen, sondern vor allem schnell und für längere Zeit satt werden – ein gängiges Problem der vegetarisch/veganen Ernährung. Vor allem bei der Umstellung. Hier spielt die Herkunft der Proteine eine relevante Rolle.
Steigende Chancen für Landwirte im Anbau von Leguminosen
Die Erzeugung von pflanzlichen Proteinen auf landwirtschaftlichen Nutzflächen biete ein wachsendes Potenzial, gab Alexander Stephan während der Diskussion an. Das liege nicht nur in der Nutzung pflanzlicher Proteine in Ersatzprodukten für die menschliche Ernährung. Auch für die Fütterung von Nutztieren wächst der Bedarf, vor allem von Soja.
Stephan betonte, dass man sich nicht nur vom Ernährungs-Gedanken einengen lassen sollte. Nutzpflanzen mit hohem Proteingehalt, wie Ackerbohnen, Lupinen oder Sojabohnen, bieten weitaus vielfältigere Nutzungsmöglichkeiten. Hier sei noch mehr Forschung nötig, um auch für Landwirte profitable Nutzzweige zu bestimmten, gab Stephan an.