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topplus Tipps zur Grünlandpflege

Grünland jetzt richtig nachsäen

Regelmäßige Nachsaaten helfen, die Grasnarbe intakt zu halten. Damit das gelingt, sind bei der Nachsaat aber einige Punkte zu beachten. Einen Überblick gibt unsere Autorin.

Lesezeit: 8 Minuten

Unsere Autorin: Dr. Heidi Jänicke, Landesforschungs­anstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LFA)

Der Spätsommer ist ein klassischer Termin zur Grünlandnachsaat. Doch warum nachsäen? Für die Nachsaat sprechen unbefriedigende Leistungen der Futteraufwüchse und TM-Erträge sowie Futterqualitäten, die hinter den Anforderungen zurückbleiben.

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Die Ursache dafür liegt meist in der Narbenzusammensetzung, wenn leistungsfähige Bestandesbildner und futterwirtschaftlich wertvolle Gräser fehlen. Auch extreme Witterungsereignisse führen zu Ausfällen im Bestand und damit zu Reparaturbedarf. Doch viel häufiger sind es Bewirtschaftungsmängel, die zu einem schlechten Narbenzustand führen, den es wieder zu verbessern gilt.

Zunächst muss man die Ursachen des verbesserungswürdigen Zustands finden und abstellen – oder sie zumindest  verringern. Resultiert die schlechte Narbe nicht aus Witterungsextremen, sondern aus der Bewirtschaftung, so würden sich die misslichen Verhältnisse in absehbarer Zeit wieder einstellen, wenn bisherige Verhaltensweisen nicht geändert werden.

Ohne das Abstellen der Ursachen dieses Zustands, ist eine erfolgreiche Nachsaat nicht von dauerhafter Wirkung. Je einseitiger die Behandlung der Fläche, desto günstiger ist es, die regelmäßige Nachsaat als Standardmaßnahme in den Bewirtschaftungsablauf einzuplanen.

Ist-Zustand ­der Grasnarbe abschätzen

Im Getreide und in anderen Kulturen ist es normal, mehrmals in die Bestände zu gehen, um z. B. Schädlings- und Krankheitsbefall richtig einzuschätzen und so vorzubeugen. Im Grünland passiert das noch viel zu selten.

Wer hier häufiger hinschaut, kann bessere Entscheidungen treffen, denn die Grasnarbe verändert sich im Lauf der Vegetationsperiode, je nach Wuchsstadium der Arten und weiteren Faktoren. Während sich der Bestand z. B. zum Ende des Winters oder direkt nach einem Schnitt als Bodenbedeckung darstellt, werden die Ertragsanteile im Aufwuchs zu späteren Zeiten und dichter am Erntezeitpunkt sichtbarer. Dieselbe Art kann also je nach Beobachtungszeitpunkt unterschiedlich stark erscheinen oder tatsächlich vertreten sein – obwohl sich ihr Anteil seit der vorherigen Einschätzung nicht verändert hat. Gleichzeitig können auch jahreszeitliche Effekte bestimmte Arten begünstigen oder hemmen. Kurzum, beobachten Sie Ihre Grünlandnarbe deshalb häufiger und genauer. Hierbei ist es hilfreich, Flächenbegehungen bewusst einzuplanen und sich ­ausreichend Zeit für das Abschätzen der Artenzusammensetzung zu nehmen. Schauen Sie bei Unsicher­heiten wiederholt hin und suchen Sie sich fachliche Beratung.

Wertvoll auf längere Sicht ist es, die erfassten Narbenzustände und Hauptbestandesbildner aufzuzeichnen. Auch die Dokumentation zu den betrieblichen Grünlandflächen ist ein nützliches Hilfsmittel, und wie die Narbeneinschätzung förderlich für eine in die Zukunft gerichtete Grünlandbewirtschaftung.

Beachten Sie bei der Flächenbeurteilung die Wasserverfügbarkeit und die Nutzungsziele. Auch der Futterbedarf, die Verwertungsrichtungen, die Häufigkeit und Zeitpunkte der Schnitte sind wichtig, um die Erfolgsaussichten einer Nachsaat abzuschätzen.

Nachsaat oder Neuansaat - was passt besser?

Ob eine Nachsaat oder doch eine Neuansaat nötig ist, wird häufig an einigen Faustzahlen festgemacht:

  • Sind zu wenig futterwirtschaftlich wertvolle Arten (< 50 %),

  • zu viel Quecke und Ungräser (> 30 %) und

  • viele Lücken auf der Fläche vorhanden,

ist eine Neuansaat sinnvoller. Da der Gesetzgeber die Möglichkeiten für Neuansaaten eingeschränkt hat und weiter verringern will, wird man in Zukunft dennoch häufiger mit Nachsaaten arbeiten müssen. Denn die futterwirtschaftlich benötigten TM-Erträge und Futterqualitäten lassen sich nur noch auf diesem Wege erzielen. Auch Bestände mit ungünstigeren Voraussetzungen (z. B. zu geringer Anteil an leistungsfähigen Futtergräsern, zu wenig Lücken) müssen in Zukunft voraussichtlich mangels Alternativen nachgesät werden – wahrscheinlich mit zusätzlichen Wiederholungen. Darum wird es künftig wichtiger, sich mit den Vor- und Nachteilen der Nachsaat auseinanderzusetzen und die relevanten Faktoren des eigenen Standorts zu kennen.

Generell liegen die Vorteile der Nachsaat im deutlich geringeren Risiko und einem geringen Futterausfall, im Abwenden der potenziell negativen Umbruchfolgen und in einem geringeren Termindruck. Auch die Tragfähigkeit der Narbe bleibt erhalten, die Kosten liegen niedriger und auch der züchterische Fortschritt lässt sich so in den Bestand einbringen. Nachsaaten sind ab mindestens 20 % Lücken im Bestand möglich – so lautet eine häufige Empfehlung. Erfolgreich nachsäen ist tatsächlich aber auch bei niedrigeren Anteilen möglich. Oft ist das sogar an­geraten, denn wer die Pflegemaßnahme hinausschiebt, riskiert, dass unerwünschte Arten die Lücken besetzen.

Das erhöht den Verbesserungsbedarf der Narbe weiter. Nur selten kann sich sie sich allein helfen, wenn sich futterwirtschaftlich wertvolle Gräser in die Lücken hinein ausbreiten. Das gilt besonders, wenn sie durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln geschaffen wurden. Saatguteinsatz ist die wesentliche Voraussetzung, um diese Lücken zu schließen. Nach Witterungsextremen und z. B. Hochwasser gilt es abzuwägen, welche Maßnahmen am ehesten wieder zur normalen Futternutzung führen. Hier ist es sinnvoll, sich fachliche Beratung zu suchen.

Passendes Gräser-Saatgut finden

Sich rechtzeitig über passende Gräser zu informieren, ist eine wesentliche Vorarbeit. Eine gute Orientierungshilfe geben die regionalen Mischungs- und Sortenempfehlungen der jeweiligen Landeseinrichtungen. Grundsätzlich gilt, dass sich die Saatmischung sowohl für den Standort als auch für die beabsichtigte Nutzung eignen sollte. Es ist sinnvoll, das Saatgut möglichst früh einzukaufen, um sicherzugehen, dass genug von der gewünschten Mischung verfügbar ist. Das gilt auch für Neuansaaten.

Für Nachsaaten eignen sich Futtergräser, die in der Anfangsphase und der weiteren Entwicklung möglichst konkurrenzstark sind. Das trifft besonders auf das Deutsche Weidelgras zu (regionale Sortenempfehlungen und ggf. Mooreignung beachten), aber auch auf den Wiesenschweidel (Festulolium), bei dem die frühe Nutzungsreife zu berücksichtigen ist. Knaulgras und Rohrschwingel entwickeln sich langsam und sind daher nicht für Nachsaaten ge­eignet. Generell kann minderwertiges Saatgut und solches, das nicht zum Standort passt, zu Misserfolgen führen.

Als aussichtsreich für ein Gelingen der Nachsaat gelten Pflanzenbestände ab 20 % Lückenanteil, wobei über die Hälfte des Bestandes aus futterwirtschaftlich wertvollen Arten bestehen sollte. Höhere Anteile unbewachsener Fläche begünstigen das Auflaufen des Saatguts.

Bestände ohne Lücken können nachsaatwürdig sein, wenn man zur Aussaat Streifenfrästechnik einsetzt. Bei besonders viel verfügbarem Standraum für die nachgesäten Arten lassen sich weitere futterwirtschaftlich wertvolle Arten einsetzen, wie z. B. der oft nachgefragte Rohrschwingel. Generell reichen Saatmengen von 15 bis 20 kg/ha aus.

Sortenunterschiede beachten

Wie wichtig die Sorte bei den Futtergräsern ist, zeigt beispielhaft die Übersicht 1. Sie bildet den Ertragsunterschied zwischen der stärksten und schwächsten Sorte im jeweiligen Sor­timent der Landessortenversuche Deutscher Weidelgräser (Standorte Malchow und Poel) ab. Da alle geprüften Sorten gleich behandelt werden, kann man die Ertragsunterschiede konkret auf das Leistungsvermögen der einzelnen Sorten zurückführen.

Sehr deutlich wird auch der witterungsbedingte Jahreseffekt, der 2022 sechs Schnitte ermöglichte. Im darauffolgenden Jahr brachten hingegen nur der erste, dritte und fünfte Schnitt Ertrag, während der zweite und vierte Aufwuchs nur als Schröpfschnitt gemäht wurden. Die gezeigten Differenzen liegen relativ bei 16 bis 33 % vom Mittelwert des jeweiligen Sortiments.

Die Übersicht 2 verdeutlicht einen weiteren Aspekt der betrieblichen Futterwirtschaft. Sie zeigt für die zwei sehr unterschiedlich verlaufenen Jahre 2022 und 2023, wie sich der TM-Jahresertrag zusammensetzt. Die unterschiedlichen Ertragshöhen und Anzahl von Schnitten sind für die tierartgerechte Futterversorgung in jedem Jahr eine große Herausforderung.

Regionale Versuche liefern die Datenbasis für die regionalen Empfehlungen für Grünland der jeweiligen Bundesländer. Nutzen Sie diese unbedingt, um für Ihre  Bedingungen die bestmögliche Lösung für Sorten, Arten und Mischungen zu finden.

Die Empfehlungen sind für die Deutschen Weidelgräser aufgrund der guten Datenlage ganz besonders zuverlässig; diese sind nicht nur prädestiniert für Nachsaaten, sondern auch die derzeit leistungsstärkste Art in Sachen Futterqualität und TM-Ertrag.

Wann ist die richtige Zeit zur Nachsaat?

Für eine Nachsaat im Spätsommer und Frühherbst spricht besonders die geringere Konkurrenz der Altnarbe im Vergleich zum Frühjahr. Dann kann man direkt nach einem Schnitt in die kurze Narbe säen und das so früh, dass sich das nachgesäte Gras vor dem Winter ausreichend entwickeln kann. Der Zeitraum von Ende August bis Anfang September ist daher eine bewährte Empfehlung – auch wenn es regionale Abweichungen geben kann. Je weiter man mit der Saat in den September hineinkommt, desto größer das Risiko, dass frühe Fröste den Erfolg verhindern. Gerade in lückigen Beständen sollte man daher nicht zögern, damit keine Konkurrenz durch unerwünschte Arten entsteht.

Egal ob Sie auf Nachsaattechnik für das Grünland oder auf im Ackerbau bewährte Direktsaattechnik setzen, wichtig ist, dass die Maschinen und ihre Arbeitswerkzeuge optimal eingestellt sind. Direkt nach der Saat sollte die Wiesenwalze folgen, denn der Druck der Walzen an der Drille reicht in der Regel nicht aus. Wie immer beim Walzen, ist hierbei die Bodenfeuchte zu beachten.

Nach der Nachsaat sollte man die Folgenutzung der Fläche früh genug und häufig genug einplanen. Deshalb gilt es, die Bewirtschaftung auf der nachgesäten Fläche bewusst anzupassen und auf den Nachsaaterfolg auszurichten. So lassen sich die Bedingungen für die nachgesäten Gräser mit einem früheren Schnitt (trotz Ertragsverzicht) oder mit einer höheren Schnitthäufigkeit (im Nachsaatjahr) verbessern. Auch wenn im Herbst oft wenig Spielraum besteht, kann ein früherer oder zusätzlicher Schnitt entscheidend sein.

In den letzten Jahren war im Herbst häufig ein starker Futterzuwachs zu beobachten. In diesem Fall besteht die Gefahr – genau wie bei einer klassischen Frühjahrsnachsaat – dass die aufgelaufenen Gräser unter dem Aufwuchs der Altnarbe ersticken und die Nachsaat vergeblich war. Deshalb kann ein früher Schnitt mit anschließendem Räumen des Ernteguts erforderlich sein. Eine Beweidung kurz nach der Saat birgt die Gefahr, dass die jungen Pflanzen geschädigt werden und führte in der Vergangenheit nicht selten zu Misserfolgen.

Dennoch sollte man auch bei reiner Weidenutzung nicht auf die Nachsaat verzichten – die Erwartungen an den Erfolg dürfen aber nicht zu hoch sein. Für spätere Nachsaaten gilt – wie auch für alle anderen Grünlandflächen: Die Bestände dürfen nicht zu hoch und mit zu viel Masseaufwuchs in den Winter gehen. Planen Sie die Schnittzeitpunkte deshalb früh genug ein und handeln Sie rechtzeitig, denn die Befahrbarkeit verschlechtert sich später im Herbst.

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