Vertical Farming oder vertikale Landwirtschaft beschreibt den Pflanzenbau in übereinander angelegten Regalsystemen. Diese befinden sich häufig in Lagerhallen oder Gewächshäusern, sodass die Anlagenbetreiber die Umgebung präzise kontrollieren können. Das soll Platz sparen und eine ganzjährige, unabhängige und hocheffiziente Lebensmittelproduktion auf kleiner Fläche ermöglichen.
Wie der Stand der Forschung ist, was kritische Stimmen sagen, welche Start-ups sich auf dem Markt etablieren wollen und welche es in den vergangenen Jahren nicht schafften, lesen Sie in dieser Infosammlung.
Die Rising Stars des Vertical Farming
Auf der ganzen Welt zeigen junge und etablierte Unternehmen Interesse an der Anbaumethode. Je nach Unternehmen finden sich verschiedene Technologien in den Vertical Farming-Systemen. Bei den technisch sehr anspruchsvollen Aeroponik-Farmen hängen die Pflanzenwurzeln in der Luft und werden besprüht. Hydroponische Systeme hingegen setzen auf das Pflanzenwachstum ohne Erde in einer Nährstofflösung.
Das hessische Start-up Pflanzentheke hat ein hydroponisches System entwickelt. Kunden sind z. B. Direktvermarkter, die ihr Sortiment erweitern wollen. Anne Vrochte und ihre Familie testen das System nun seit zwei Sommern und ziehen Bilanz:
Der Erfurter Florian Funkel nutzt dasselbe System, setzt dabei jedoch auf eine wertvolle Nische, die er in seinem Hofladen vermarktet.
Einen anderen Ansatz verfolgt das Start-up Yasai. Die Rolle der Landwirte sehen die Schweizer nicht als Anlagenbetreiber, sondern maximal als Lieferanten der Jungpflanzen.
Auch die Start-ups Ekonoke aus Spanien und das deutsche Start-up vGreens nutzen hydroponische Systeme. Während Erstere auf Hopfen setzen, wollen die Gründer von vGreens den Erdbeeranbau das ganze Jahr über sichern.
Einen ganz eigenen Ansatz verfolgen die Berliner Martin und Uwe Peter vom Start-up Lite and Fog. Sie vernebeln die Nährlösung zu einem feinen Tröpfchenregen. Den Ansatz nennen sie Fogponics. Besonders den Markt für Arzneipflanzen haben sie ins Auge gefasst.
Meinungen: Wie viel Potenzial steckt tatsächlich im Vertical Farming?
Genau wie zukunftsträchtige Vorteile gibt es Herausforderungen. Die Krux liegt im Energieverbrauch der künstlich erzeugten Umweltbedingungen. Warum das die Aussichten für den Einsatz für Vertical Farming zumindest am Standort Deutschland schwächt, lesen Sie hier:
Anders sieht es die Autorin dieses Artikels von top agrar. Prof. Dr. Sabine Kulling vom Max Rubner-Institut findet, Vertical Farming sollte in Deutschland weiter vorangetrieben werden. Insbesondere sieht sie Potenzial für die Produktion von Pflanzen ohne Rückstände, die für empfindliche Verbrauchergruppen wichtig sind.
Energiekosten treiben Insolvenzen
Einige Unternehmen blieben in den vergangenen Jahren auf der Strecke - der Grund waren zumeist hohe Energiekosten. Das wohl bekannteste Beispiel ist Infarm. Auch das Wiener Vertical Farming Start-up FarmNOW erklärte im Sommer 2024 seine Zahlungsunfähigkeit.
Die Idee des Start-ups Agrilution, kleine "Farmen" direkt beim Kunden zu Hause zu platzieren, lief ebenfalls in die Insolvenz. Daran konnte auch nicht die Übernahme des Gütersloher Hausgerätekonzerns Miele etwas ändern:
Wissenschaftler glauben an das Potenzial von Vertical Farming
Die Wissenschaftler Prof. Senthold Asseng und Prof. Andreas Ulbrich sehen in Vertical Farming-Systemen großes Potenzial für die globale Ernährungssicherung. Sie forschen an Weizen und Süßkartoffeln, die besonders in Ballungsräumen oder in Entwicklungsländern wertvolle Proteine liefern könnten. Wo genau es noch hakt, lesen Sie hier:
Wessen Wissensdurst noch nicht gestillt ist, kann auf der top agrar-Themenseite zu Vertical Farming nachlesen und alle News verfolgen.