Höhere Haltungsstufen bedeuten für Schweinehalter eine anspruchsvolle und kostenintensive Aufgabe. Solche Maßnahmen lassen sich nicht allein durch investive Förderungen realisieren. Wesentlich sind dabei Zuschläge und Boni, ohne die Schweinehalter nicht kostendeckend wirtschaften können. Die Wirtschaftlichkeit bleibt der entscheidende Faktor. Das verdeutlichte Wilfried Brede vom Serviceteam Alsfeld GmbH vergangene Woche beim Rheinischen Schweinetag auf Haus Riswick.
Ein zentraler Punkt sei die Absicherung durch langfristige Abnahmeverträge. Aktuell übliche drei- bis fünfjährige Vertragslaufzeiten reichen in den Augen des Beraters nicht aus, um die hohen Investitionskosten eines Um- oder Neubaus abzusichern.
Konträre Ansprüche an die Haltung
Zusätzlich erschweren widersprüchliche Anforderungen aus Förderbedingungen und veterinärrechtlichen Vorgaben die Planung. Zum Beispiel müssen laut Veterinäramt die festen Flächen im Stall trocken gehalten werden können. Die Vorgaben des Bundesprogramms zum Umbau der Tierhaltung sehen jedoch eine Suhle vor, damit die Tiere sich dort bei heißen Temperaturen abkühlen können.
Arbeitszeit und Kosten
Während die meisten Landwirte investive Förderungen nutzen können, ist die Unterstützung bei den laufenden Mehrkosten oft unsicher. Schweinehalter müssen daher selbst aktiv werden und verlässliche Partner finden, die den Weg der Umstellung mitgehen.
Höhere Haltungsformen sind außerdem meist arbeitsintensiver. Ein Vergleich von Wilfried Brede zeigt, dass ein Betrieb mit 1.500 Mastplätzen jährlich Arbeitszeitkosten von etwa 42. 000 € für konventionelle Haltung und 84 .000 € für Strohschweine aufbringen muss. Das entspricht 9,33 bzw. 18,97 € pro Mastschwein.
Drei Strategien für Schweinehalter
Für Schweinehalter gibt es laut Brede drei grundlegende Optionen der Betriebsausrichtung:
Leave it: Sich nach einer neuen beruflichen Perspektive umsehen.
Love it: Zufrieden sein mit dem bestehenden Betrieb. Dies betrifft vor allem Betriebe, die frühzeitig gehandelt haben und kostendeckend produzieren.
Change it: Den Betrieb aktiv umbauen und optimieren. Dabei sollte man sich unbedingt intensiv von Beratern und der Landwirtschaftskammer begleiten lassen.
Viele Ideen
„Wenn Sie 1 Mio. € für Ihren Betrieb zur Verfügung hätten, worin würden Sie das Geld heute investieren?“ Auf diese Frage konnten die Teilnehmer des Rheinischen Schweinetags auf Haus Riswick in der vergangenen Woche in einer interaktiven Umfrage antworten. Neben einem Abferkelstall und der Freilandhaltung von Schweinen nannten die Teilnehmer auch eine Kartoffelhalle, Ackerfläche, Erneuerbare Energien und Immobilien. Interessant war die Bandbreite an Antworten, die in vielen Fällen nichts mit der Haltung von Schweinen zu tun hatten, obwohl doch die meisten Teilnehmer am Veranstaltungstag Schweinehalter gewesen sein dürften.
Appell von Clemens Tönnies
In die Zukunft blicken kann wohl niemand. Fest steht jedoch, dass die globale Nachfrage nach Schweinefleisch weiter steigen wird. Das erklärte Clemens Tönnies von der Tönnies Holding. Er sieht darin Chancen für den Gunststandort Deutschland. Allerdings hänge der Erfolg mitunter stark vom Verbraucher ab, der an der Kasse entscheidet. Clemens Tönnies betonte daher: Schweinehalter sollten nicht nur auf Haltungsform 3 setzen, sondern auch QS-Standards bzw. Haltungsform 1 für den EU- oder Weltmarkt weiterhin in Betracht ziehen. Diese Entscheidung ist betriebsindividuell. Ein erfolgreiches Marketing und ein positives Branchenimage seien dafür essenziell. Initiativen wie die unternehmenseigene „Klimaplattform Fleisch“ sollen es fördern.