Ein offenes, freundschaftliches und respektvolles Diskussionsklima liegt uns auch nach der Überarbeitung unseres Kommentarbereichs weiterhin am Herzen. Wir wollen Ihnen jederzeit die Möglichkeit geben, Ihre Meinung zu den Themen, die die Landwirtschaft bewegen, zu äußern. Dafür stellen wir Ihnen wöchentlich eine Sammlung unserer Leserzuschriften zu verschiedenen Themen zusammen.
Alle Meinungsbeiträge in diesem Artikel stammen von unseren Leserinnen und Lesern. Sie geben nicht unbedingt die Meinung unserer Redaktion wieder.
Wir behalten uns vor, die Einsendungen gekürzt in diesem und ähnlichen Formaten zu veröffentlichen.
Zu: "So könnte es mit der Nutztierhaltung weitergehen"
Professor Folkhard Isermeyer, Präsident des Thünen-Instituts, will weniger Tiere, an den richtigen Standorten, mit deutlich mehr Tierwohl und gut planbar für die Landwirte. Außerdem eine deutliche Verringerung des Verbrauchs tierischer Produkte. Was Landwirte darüber denken, sagen Sie hier:
Nicht die Politik sondern der Verbraucher wird den Konsum bestimmen
"Es kommt das Gefühl auf, dass Herr Prof. Isermeyer eine neue Arbeit in einer staatlichen Kommission sucht. Ich - und auch viele in unserer Familie - werden unseren Konsum an tierischen Nahrungsmitteln auf keinen Fall reduzieren, nur weil uns das irgendjemand aus irgendeinem Grund vorschreiben will, es sei denn der Hausarzt. Wir werden weiterhin Wurst, Käse, Joghurt, Gummibärchen, Schokolade, Lasagne, Sahneheringe, etc. essen. Und zwischendurch auch als Bonbon ein gutes Rindersteak. Der Wille des Verbrauchers wird neben dem Preis auch den realen Konsum bestimmen und kein Politiker, Professor, oder sonst wer wird etwas daran ändern. Und was das Tierwohl betrifft: Nochmals - unsere Nutztiere in Deutschland werden auf einem weltweit höchsten Niveau an Artgerechtigkeit und Komfort gehalten." (Stefan Lehr)
Rechnung ohne Verbraucher gemacht?
"Man hat halt immer die Rechnung ohne den Wirt (Verbraucher) gemacht. Und wundert sich jetzt, dass die höheren Haltungsstufen (3, 4, 5) vom Verbraucher nur in homöopathischen Mengen gekauft werden. Dem Staat geht das Geld aus, um große Teile der Wirtschaft durch Subventionen wettbewerbsfähig zu halten. Darum hat man sich meiner Meinung nach in der Politik damit abgefunden und freut sich insgeheim darüber, dass immer mehr Tierhalter aufhören. Man kommt so den Klimazielen schneller näher, ohne dass es viel Geld kostet. Wie die dann eingeführten tierischen Lebensmittel letztlich erzeugt werden interessiert nur noch am Rande!" (Helmut Gahse)
"Ich lasse mir von niemandem vorschreiben wie hoch der Anteil an tierischen Produkten in meiner Ernährung ist!" (Markus Grehl)
Zu: "Stärkt das D-Siegel wirklich deutsche Bauern?" und "Netzwerk Agrar prägt Herkunftskennzeichen 'Gutes aus deutscher Landwirtschaft'
Lange wurde gerungen um das neue Deutschlandsiegel. Es ist Ergebnis der Bauernproteste und der Blockaden vor LEH-Zentralen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, meint top agrar-Redakteur Andreas Beckhove. Die Nagelprobe steht allerdings noch bevor. Das sagen top agrar-Leser dazu:
Die Siegel bringen uns nur Kosten und mehr Bürokratie
"Seit 32 Jahren bin ich selbstständiger (Klein-) Landwirt und habe schon etliche "Siegel" miterlebt. Da waren Markenfleischprogramme, DIN Iso 9001 und QS. Nicht zu vergessen die CMA ("aus deutschen Landen frisch auf den Tisch"). Für den Erzeuger gab es immer nur Kosten und Bürokratie. Deshalb verabschiede ich mich lieber, bevor ich HF 3 oder sonst was mitmachen. Für den Bauern bleibt immer nur die A....-Karte!" (Martin Burose)
Nehmen Verbraucher diese Siegel überhaupt wahr?
"Bleibt die Frage, ob das gefühlt 500ste Siegel überhaupt noch durch den Verbraucher wahrgenommen wird? Und dann auch entsprechend honoriert wird. Müsste nicht erst mal eine Siegelbereinigung durchgeführt werden, damit der Kunde überhaupt noch durchblicken kann?" (Erwin Schmidbauer)
Zu: "BVL plant sofortiges Flufenacet-Verbot" und "Umweltschützer klagen gegen Zulassung von Pendimethalin"
Das BVL plant offenbar, die Zulassung von Herbiziden mit dem Wirkstoff Flufenacet vorzeitig zu widerrufen, ohne auf die finale Entscheidung der EU-Kommission zu warten. Damit würde Deutschland einen Sonderweg eingehen.
Obendrauf haben sich Gegner des chemischen Pflanzenschutzes zusätzlich auch einen weiteren Wirkstoff ausgesucht, dessen Zulassung sie am liebsten im November 2024 auslaufen sehen wollen - Pendimethalin. Was Landwirte zu den Plänen des Verbraucherschutzministeriums und der Pflanzenschutzgegner sagen:
Flufenacet ist unverzichtbar
"Flufenacet ist ein äußerst wichtiger Baustein im Resistance-Management, absolut unverzichtbar! Wir gefährden unsere Ertragsgrundlage. Aktuell nutzen wir schon alle Tools wie Pflug, Spätsaat oder Striegel. Absolute Fehlentscheidung!" (Hartmut Kümmerle)
Das letzte Wort spricht die EU
"Blinder Aktionismus. Auch beim Glyphosat wurde weisgemacht, Deutschland würde eigenmächtig aussteigen, wenn rot-grün-gelb gewählt wird. Dann zeigte sich, es gibt keine Handhabe mit rechtlichen Bestand. Denn das letzte Wort spricht die EU. Anstatt sich um den Zulassungsstau bei dringend benötigten neuen oder Ersatzwirkstoffen zu kümmern, vertreibt man sich also lieber die Zeit mit Luftnummern…" (Andreas Gerner)
Sinkende Erträge und fehlende Wettbewerbsfähigkeit
"Das Verbot dieses Wirkstoffes ohne jegliche Alternativen führt in vielen Regionen unweigerlich zu einer extremen Verungrasung der Flächen und dementsprechend zu sinkenden Erträgen und damit folgend auch zu fehlender Wettbewerbsfähigkeit. Wer diese Entscheidung guten Gewissens treffen kann, ist in meinen Augen weit weg von der praktischen Landwirtschaft und hat bei solchen Entscheidungen absolut Null Mitspracherecht!?!" (Robin Scholzke, via Instagram)
Bitte auch über die Landesgrenzen hinaus denken
"In Deutschland wird alles verboten, während direkt hinter der Grenze teilweise Mittel eingesetzt werden, die hier schon längst verboten sind. Das Inseldenken einiger Umweltschützer bringt uns nicht weiter." (Heinrich-Bernhard Münzebrock, via Facebook)
Zu: "Ukraine: EU-Beitrittsverhandlungen schon ab 2025 - Passen die Agrar-Standards?" und "EU-Beitritt der Ukraine: Zu heutigen Agrarförderbedingungen kaum finanzierbar"
Die Ukraine drängt in die EU und Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte vor kurzem die Erweiterung der Union in Osteuropa zu einer Hauptpriorität. Aber was heißt das für den Agrarsektor?
Denn würde die Ukraine mit ihren 41 Mio. ha landwirtschaftlicher Fläche zu heutigen Konditionen in die EU eintreten, müsste man zusätzliche jährliche Kosten von 10 Mrd. € einplanen.
Was Landwirte darüber denken:
Von der Größe des Landes sollte man keine Angst haben
"Da es sich hier vorerst immer noch nur um Beitrittsverhandlungen dreht und die Ukraine noch viele Hausaufgaben zu erledigen hat sollte man das Ganze momentan noch relativ gelassen sehen. Die anderen Beitrittskandidaten werden hier - wie anderswo auch - so beiläufig erwähnt, aber auch dort gibt es noch erhebliche Differenzen zu den EU-Standards. Und: Vor der Größe eines Beitrittslandes alleine sollte man keine Angst haben. Vielmehr habe ich bedenken, dass es die EU bis zum Beitritt dieser Kandidaten wieder versäumen wird, eine sinnvolle Abstimmungsregelung für ihre Arbeit zu finden. Das hat man 2004 verpasst und steht heute vor dem Dilemma, das ein einzelnes Mitglied eine mehrheitliche Abstimmung kippen kann - Demokratie lässt grüßen." (Stefan Lehr)
Die Ukraine muss in die EU
"Natürlich muss die Ukraine in die EU, aber die Landwirtschaft bei uns darf nicht zur Spielerei werden, wie Herr Lakner es vorschlägt. Nachdenken ist nicht verboten." (Wilhelm Grimm)
Zu: "Warum die Landwirtschaft ins Grundgesetz muss"
Ernährungssicherung gehört ins Grundgesetz - zu diesem Schluss kommt ein Rechtsgutachten der Universität Göttingen. Professor José Martinez erläuterte im Interview mit top agrar die Hintergründe. Was top agrar-Leser über seine Aussagen denken:
Heger oder Ernährer?
"Als was sollte die Landwirtschaft ins Grundgesetz? Als Heger und Pfleger der Landschaften oder als Garant für die Versorgungssicherheit, wenn es um Lebensmittel geht?" (Heinrich-Bernhard Münzebrock, via Facebook)
Produkt-Verbote als wesentlicher Faktor der Versorgungssicherheit
"Ich vermisse eine Äußerung zu den zunehmenden Produktionseinschränkungen seitens der Gesetzgeber. Denn auch hierin liegt ein wesentlicher Faktor zur Ernährungssicherung und zum Erhalt der Agrarstrukturen. Wenn wir immer mehr extensivieren, dann brechen neben den Betrieben auch viele Verarbeitungsstrukturen weg, weil weniger Produkte vorhanden sind. Oder wir folgen dem grünen NGO-Kurs und importieren immer mehr Waren die sich unserer realen Kontrolle entziehen." (Stefan Lehr)
Teller, Trog oder Tank?
"Ernährungssicherheit sollte nicht einseitig auf Produktionsmaximierung betrachtet und als Hebel missbraucht werden, um Tierwohl- oder Umweltschutzauflagen zu verhindern. Zur Ernährungssicherheit zählt auch die Verbrauchsseite, z.B. die Lebensmittelverschwendung. Insbesondere das Konsumverhalten hat großen Einfluss. Der Selbstversorgungsgrad bei Lebensmitteln wäre wesentlich höher, wenn sich die Menschen gesund ernähren würden, also gemäß der DGE-Empfehlungen weniger tierische Lebensmittel, insbesondere weniger Schweinefleisch, verzehren würden. Denn statt die Kalorien verlustreich durch einen Tiermagen zu schicken, können die Futtermittel von monogastrischen Nutztieren weitestgehend von Menschen direkt verzehrt werden. Auch der ineffiziente Energiepflanzenanbau ohne Zusatznutzen, gemeint ist vor allem Silomais für Biogasanlagen oder Getreide für die Ethanolproduktion, sollte beendet werden. Denn auch solche Maßnahmen stärken die Ernährungssicherheit, da mehr Fläche für die Lebensmittelproduktion zur Verfügung steht. Den Hunger nach Erneuerbaren Energien können PV und Wind in Kombination mit Batteriespeichern wesentlich flächeneffizienter und spürbar günstiger stillen." (Philipp Dümig)
Zu: "Bayern: Kulap-Kürzungen sorgen weiter für Ärger"
Der Bayerische Bauernverband kritisiert erneut die Streichungen beim bayerischen Kulturlandschaftsprogramm. Ministerin Kaniber hat in der vergangenen Woche darauf reagiert. Was ein Landwirt darüber denkt, berichtet er hier:
"Kulap-Maßnahmen sollten spätestens im Sommer für das nächste Jahr bekannt gegeben werden. Ebenso Stilllegungspflichten. Kulap und Öko-Regelungen der EU überschneiden sich teilweise fast vollständig aber eben doch nicht so dass es nicht kompliziert wäre. Die Fruchtfolgeplanung wird langsam zur Wissenschaft und ist manchmal erst im April abgeschlossen. Das ewige Gerangel zwischen EU und Bundesländern schafft unsinnige Bürokratie und behindert auch die Wirksamkeit von Maßnahmen Es wird Zeit, dass sich Brüssel aus der Agrarförderung komplett verabschiedet und die Umweltprogramme den Ländern überlässt . Von der pauschalen Flächenprämie bleibt sowieso nichts in den Betrieben hängen." (Erwin Imschloss)
Zu: "EU-Prämien: Preissenkungen sind keine tragfähige Begründung mehr"
Wie sich die Ziele der EU-Prämien im Agrarbereich verändern, erklärte Prof. Sebastian Lakner von der Universität Rostock bei einer Tagung in Göttingen. Daraufhin teilen einige Landwirte ihre Meinung:
Haupteinkommen für Bauern sollte über faire Preise kommen
"Mein Vorschlag zur künftigen GAP: Künftig sollte es neben einer Grundeinkommenssicherung nur ein Entgelt für öffentliche Leistungen geben. Die Bauern sollten ihr Haupteinkommen über faire Preise erzielen (dazu private Branchenverträge für Lieferketten zulassen).
Jeder Betrieb sollte zur Einkommenssicherung einen länderabhängigen Sockelbetrag pro Voll-Arbeitskraft (Existenzminimum) erhalten, der um erhaltenes Bürgergeld und 70 % des nichtlandwirtschaftlichen Einkommens zu kürzen ist. Dann sind auch Betriebe mit kleinen Parzellen oder in benachteiligten Regionen nachhaltig in der Lage, Grünland zu pflegen und zu erhalten.
Für nicht vom Markt entlohnte Arbeitsleistungen, Landschaftselemente, Agroforst und Gemeinwohltierleistungen sollte es künftig eine faire Vergütung geben, nicht jedoch für artenarme landwirtschaftlich genutzte Flächen. Die Mehrarbeitsvergütung sollte mindestens so hoch sein wie die durchschnittlichen gewerblichen Vergleichslöhne in den jeweiligen Ländern.
Die Mehrkosten für grasbasierte Weidetierhaltung sollten vergütet werden. Sie liegen um mehr als 50 % über denen von HF-Rindern mit Stallhaltung und Mais-/Konzentratfutter von Ackerflächen. Ein Kalb aus der Mutterkuhhaltung kostet bis zur Geburt rd. € 600 mehr als ein neugeborenes HF-Kalb. Diese Kostendifferenz sollte bei der Höhe des Entgelts für Gemeinwohltierleistungen berücksichtigt werden. Die in 2023 wieder eingeführten Mutterkuhprämien reichen in den meisten Betrieben nicht aus, um die gegenüber reinen Bullenmastbetrieben höheren Kosten für Blutabnahme und -test, Tierseuchenfonds sowie Berufsgenossenschaft zu decken."
(Jürgen Greiner)
Fördergelder besser nach Betriebsdaten aufteilen
"Die Begründung als Einkommensstützung weiter aufrecht zu erhalten, birgt die Gefahr, dass der Rechnungshof irgendwann die Bedürftigkeit der Landwirtsfamilien nachgewiesen haben will. So wie das bei anderen Sozialmaßnahmen auch der Fall ist. Betriebe mit Nebeneinkommen aus Baugrundverkäufen, Vermietung oder PV-Anlagen könnten dann sehr schnell herausfallen. Gerechter und für die Steuerzahler akzeptabler wäre es, die Fördergelder aufgrund von bisher schon erhobenen Betriebsdaten, wie Grünlandanteil, Vielfalt der Fruchtfolge, Größe der Feldstücke, Bodengebundenheit der Tierhaltung, Anteil von Ökovorrangflächen etc. zu verteilen. Damit wären automatisch Betriebe in benachteiligten Gebieten und kleinere Betriebe begünstigt, ohne zusätzliche Programme und Bürokratie." (Josef Schmid)
Wem schadet ein Ende der Subventionen wirklich?
"Es wird keinem 100 % recht zu machen sein und immer Kritik an den Subventionen geben. Wie wäre es denn mit ganz abschaffen? Wem schadet es mehr, dem Landwirt, oder denen die prächtig an der Landwirtschaft verdienen?" (Michael Thönnes)
Zu: "Kirche und Landwirtschaft sollten enger zusammenarbeiten"
Kirche und Landwirtschaft erleben derzeit einschneidende Veränderungen. Beide prägen aber den ländlichen Raum und sollten enger zusammenarbeiten, hieß es in der vergangenen Woche in Mecklenburg-Vorpommern. Was Landwirte darüber denken:
Seelsorge vor Landvermarktung
"Die Kirchen sollten sich um die Seelen aller kümmern und nicht mit der Landwirtschaft um die Vermarktung ihrer Ländereien kungeln." (Klaus Hartmann, via Facebook)
"Enger zusammenarbeiten? Nur weil sich ein paar Kirchenvertreter zu einem Gespräch herablassen? Die Mehrheit der Kirchenvertreter und der kirchlichen Laien- und Hilfsorganisationen vertreten längst andere Narrative gegen die moderne Landwirtschaft!" (Anton Kraus, via Facebook)
Kirche sollte sich um ihren persönlichen Mist kümmern
"Klar, während der eine (Kirche) auf den anderen (Landwirtschaft) eindrischt, um von seinen eigenen Verfehlungen abzulenken, soll man dann auch noch mit denen zusammen arbeiten. Ich denke, die Kirche hat genug Mist vor Ihrer Haustüre liegen, den sie selber wegfahren darf. Dafür braucht es nicht die Bauern. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen... Und das muss nicht unbedingt bei den faulen Freunden der irdischen Kirche sein…" (Karlheinz Gruber)